Mein erstes sonderbares Erlebnis

Mein erster Versuch einer Probefahrt im Gelände sollte zu der Fazenda (Bauernhof) führen, die 2 km hinter unserem Haus liegt und zu der wir bereits einige Male zu Fuß gegangen sind. Da das hintere Tor, durch das wir hierfür immer unser Condominio verlassen, für Autos gesperrt ist, musste ich einen riesigen Umweg fahren, um dann wieder vor einer verschlossenen Einfahrt weit vor der Fazenda zu landen.

Statt zum Condominio zurückzukehren, fuhr ich noch ein Stück weiter, um vielleicht eine offene Einfahrt in einen Feldweg zu finden. Ich kam durch eine sehr heruntergekommene Siedlung, an deren Ende ein Feldweg steil bergauf führte. Um hinaufzukommen, benötigte ich den Allradantrieb und die Geländeuntersetzung. Das klappte schon mal prima!

Oben angekommen parkte ich den Wagen, da der Hund neben mir dringend sein Gedärm entleeren musste. Ich folgte einige 100 Meter einem Pfad bergab und gelangte auf eine Kiesstraße.

Parken im NirgendwoWeg ins Ungewisse

Als ich gerade auf der anderen Seite der Straße einen steilen Weg hinaufging, fuhr ein Auto mit zwei jungen Männern vorbei, hielt, wendete und blieb direkt unterhalb des Anstiegs stehen. Einer der beiden stieg aus und folgte mir. Sofort spielte meine Phantasie mir die wildesten Filme vor. Zügig erklomm ich den Hügel und lief einige 100 Meter entlang des Pfades über einen mit hohem Gras und Sträuchern bewachsenen Grad. Ich dachte an die Kamera, mein Mobiltelefon und meine Geldbörse mit einigen 100 Reals darin. So schnell würde ich mein Hab und Gut nicht preisgeben. In sicherer Entfernung wartete ich eine Viertelstunde und ging dann vorsichtig zurück.

Aus ca. 200 Metern konnte ich sehen, dass einer der Männer auf dem Hügel nach dem ersten Anstieg stand und wartete – ohne einen ersichtlichen Grund, außer auf mich zu warten. Ich entschloss mich, den Hügel durch das Dickicht zu umlaufen. Nach dem schweißtreibenden Abstieg gelangte ich auf die Kiesstraße, folgte ihr ein Stück und bog an der Stelle, wo die beiden Männer mit ihrem Auto gehalten hatten, auf den Weg zu meinem Auto ab. Als ich mich dem Ort näherte, an dem ich geparkt hatte, sah ich undeutlich aus der Entfernung zwei Männer. Wieso zwei Männer, fragte ich mich. Einer war doch noch auf dem Hügel, der jetzt hinter mir lag. Und wieso waren sie bewaffnet. Dann erkannte ich den Polizeiwagen, der neben meinem Auto stand. Es gibt nur wenige Situationen, in denen ich erleichtert bin, der Polizei zu begegnen. Diese war so eine.

Ich ging auf die Beamten zu und wünschte einen guten Tag. Sie fragten mich, ob der Wagen mir gehörte. Ich bestätigte und fragte im Gegenzug, ob es ein Problem gäbe. „Nein, nein“, sagten sie. Sie hätten nur ein Auge auf die Gegend hier und ihnen wäre der Wagen aufgefallen. Sie warteten, bis ich eingestiegen war und den Motor gestartet hatte, und fuhren dann mit ihrem geländetauglichen Polizeigefährt vor mir den Hügel hinab.

Im Nachhinein weiß ich nicht, was sonderbarer war. Das Verhalten der beiden jungen Männer, meine Phantasie oder die freundlichen Polizisten, die noch nicht einmal meine Papiere sehen wollten.

Ein Gedanke zu „Mein erstes sonderbares Erlebnis

  1. Einen Tag nach diesem Erlebnis ging ich wieder im Outback hinter unserem Condominio mit unserem Hund spazieren. Ich machte gerade Pause auf einer Anhöhe, als ein Jogger in voller Funktionskleidungsmontur vorbeikam. Ich grüßte ihn. Er sah mich skeptisch an und grüßte verhalten zurück ohne anzuhalten. Nach ein paar Minuten machte ich mich wieder auf den Weg. Von Weitem sah ich, wie der Jogger mir wieder entgegenkam. Als er mich bemerkte, machte er kehrt, lief ein Stück auf seinem Weg zurück und nahm einen Umweg, der über einen Bogen weit an mir vorbei führte. Paranoia ist hier offenbar ein alltägliches Phänomen.

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