Was mache ich hier eigentlich?

Ich blicke in den sternenklaren Nachthimmel und frage mich: Was mache ich hier eigentlich? Warum bin ich hier? Was um alles in der Welt hat dazu geführt, dass ich jetzt hier sitze und das Kreuz des Südens am Himmel suche?

Constellation Crux

„Constellation Crux“ von Till Credner – Eigenes Werk: AlltheSky.com. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Constellation_Crux.jpg#/media/File:Constellation_Crux.jpg

Einfach ausgedrückt lautet die Antwort: Weil ich Angst habe, etwas zu verpassen. Kompliziert ausgedrückt: Um handlungsfähig zu bleiben, kommt irgendwann jeder Mensch an den Punkt, seinen Glauben zu einem Wissen zu überhöhen.

Wissen und Glauben sind für mich zwei grundsätzlich unterschiedliche Begriffe. Glaube fängt da an, wo Wissen aufhört. Wissen ist objektivierbar, was naturwissenschaftlich so viel bedeutet, dass es so lange für alle Menschen gültig ist, bis jemand es widerlegt. Glaube hingegen ist immer subjektiv. Was wir nicht wissen, müssen wir glauben. Damit ist der Glaube ein grundlegender Teil unseres Lebens. Jeder Versuch jedoch, Glauben als objektives Wissen zu überhöhen, scheitert kläglich an der Definition von Wissenschaft.

Venus, Jupiter und Saturn gab es schon lange, bevor wir wussten, dass sie Planeten sind. Sie waren für unsere antiken Vorfahren Götter, weil sie keine andere Erklärung für die Himmelsgestirne hatten. Wenn wir etwas nicht wissen, dann malen wir uns die weißen Stellen in unserer Wissenslandkarte einfach bunt. Mit unserem heutigen Wissen belächeln wir die religiösen Vorstellungen der Griechen und Römer. Wer weiß, vielleicht erfindet in nächster Zukunft jemand die Unsterblichkeit. Dann belächeln unsere Nachfahren unsere heutigen Versuche, den Tod mit Jenseits, Wiedergeburt oder Erlösung und Übergang ins Paradies zu glorifzieren, um diesem abrupten und völlig asozialem Ende der individuellen Existenz den Schrecken zu rauben.Vielleicht werden diese Menschen dann eher besorgt sein um das Überleben der Menschheit als Ganzes. Einer Frage, der wir uns heutzutage viel intensiver zuwenden würden, wären wir vernunftgesteuerte Wesen. Doch soweit sind wir noch nicht. Und so muss sich jeder Mensch selbst die Frage stellen, was er mit seiner begrenzten Lebenszeit anfängt.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Leben im Allgemeinen und Besonderen etwas Wunderbares ist. Wenn ich nachts in den Sternenhimmel sehe, weiß ich, dass es dort unglaublich viel lebensfeindliche Leere und Kälte, tödliche Strahlung und Hitze sowie unvorstellbare Gezeitenkräfte gibt. Das Universum ist zu einem überwätligenden Teil ein verdammt unwirtlicher Ort für Leben auf Basis von flüssigem Wasser und Eiweißmolekülen. Noch erstaunlicher ist, dass sich diese Moleküle überhaupt soweit organisieren konnten, dass nun ein Fleischklopps aus an sich toter Materie ein Bewusstsein hat und mit diesem Bewusstsein die Sterne und die eigene Einzigartigkeit erkennen kann. Das ist ein Wunder. Ob dieses Wunder einen Sinn hat, darüber lässt sich streiten. Ein einziger kosmischer Zufall wie ein großer Asteroid mit einem Durchmesser von nur 10 bis 20 Kilometer oder das Ausbrechen eines Supervulkans könnten bereits in naher Zukunft alles Leben auf der Erde vernichten. In circa 3-4 Milliarden Jahren ist es eh soweit. Ab dann geht unserer Sonne der Brennstoff für die Fusion von Wasserstoff zu Helium aus und sie wandelt sich zu einem roten Riesen, wobei die Erde von ihr verschluckt wird. Spätestens zu dieser Zeit gibt es auf der Erde keine Wesen mehr, die nach dem Sinn des Lebens fragen könnten. Astronomie und Geologie können sehr desillusionierend sein.

Doch wenn man das Leben beobachtet und seine Entwicklung über die Zeitalter betrachtet, dann kann man ein gemeinsames Ziel des Lebens erkennen: die Eroberung von Lebensraum. Wir sind die ersten Lebewesen auf diesem Planeten, welche die Begrenztheit des Lebensraumes und der Lebenszeit auf der Erde erkannt haben. Wenn es einen Sinn der Entwicklung unseres Bewusstseins und unseres logischen Denkens gibt, dann der, dass wir unsere Fähigkeiten einsetzen, um nach Möglichkeiten zu suchen, das Leben auf andere Planeten auszuweiten. Das ist mein Credo. Das Leben ist ein einzigartiges Wunder. Es zu erhalten und auszuweiten ist der Sinn allen Lebens. Anstatt in Nationalismus und Territorialkämpfe um den für eine wachsende Bevölkerung immer kleiner werdenden Lebensraum zu verfallen, sollten wir uns um das große Ziel bemühen, auch wenn es noch so unerreichbar scheint: die Erforschung des Weltraums und die Suche nach bewohnbarem Lebensraum.

Und was ist nun mein Rückschluss aus dieser Erkenntnis auf meine eigene kleine Existenz? Nun, weil das individuelle Leben begrenzt ist, ist es so wertvoll. Wenn es keinen tieferen Sinn, keinen Schöpfer, keine Vorbestimmung und keinen allgemeingültigen Glauben an sich gibt, dann bleibt es jedem von uns Einzelnen selbst überlassen, was er oder sie daraus macht. Man kann sein Leben und seine Zukunft selbst bestimmen oder sich und seine Rolle in der Gesellschaft von anderen definieren lassen. Man kann günstige Gelegenheit ergreifen oder darüber klagen, dass man das ganze Leben nie eine wirkliche Chance bekommen hat. Man kann die Intensität des Lebens erfahren, in dem man ein Risiko eingeht, oder man kann sich in die Sicherheit des Alltags flüchten – in der irrigen Hoffnung, das alles bleibt wie es ist. In dem Augenblick, in dem wir eine Entscheidung treffen – oder auch keine -, die unsere Zukunft beeinflusst, erhöhen wir unseren Glauben zu einem Quasi-Wissen. Denn niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. Das ist der Gund, warum ich hier bin. Ich habe die Entscheidung getroffen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und mehr über die Welt und mich zu erfahren sowie darüber zu schreiben. Keine Ahnung, wohin das führt. Doch ich bin mir so sicher das Richtige zu tun, dass meine Zweifel sich stetig und in fortschreitendem Maße in kleine Logikwölkchen auflösen.

Ein Gedanke zu „Was mache ich hier eigentlich?

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