Das Kreuz mit Importautos in Brasilien

Zelten im Pantanal

Als ich vor eineinhalb Jahren nach Brasilien kam, habe ich mir einen Toyota Hilux SW4 gekauft. Die Gründe waren, dass es einer ganzen Reihe von Erfahrungsberichten zufolge ein sehr robustes Auto sein sollte und dass es relativ häufig in Südamerika zu finden war.

Doch der Wagen ist ein Importauto, das in den USA hergestellt wurde. Dort wurde es übrigens unter dem Namen „4Runner“ verkauft wurde und in Europa als „Hilux Surf“. Was es bedeutet, ein Importauto in Brasilien zu besitzen, wurde mir zum ersten Mal klar, als ich nach Ersatzteilen in einem Autoteileladen fragte: Weder waren Teile für den Wagen vorrätig, noch war der Verkäufer in der Lage, welche zu bestellen.

Also fuhr ich damals zu dem einzigen Laden in Brasilia, der alte Toyota-Jeeps reparierte, um den Wagen für die Reisen letztes Jahr in den Nordosten und nach Bolivien fit machen zu lassen. Die Aktion hat umgerechnet schlappe 1.500 Euro gekostet. Überholt werden sollten unter anderem der Turbo sowie die Klimaanlage. Zudem sollten einige Gelenke der Lenkung ausgetauscht werden.

Nach den beiden Reisen war ich extrem angefressen, weil sowohl der Turbo als auch die Klimaanlage kaputt gegangen waren und mindestens ein Gelenk der Lenkung nicht ausgetauscht worden war. Da ich zwischenzeitlich Turbo und Klimaanlage hatte reparieren lassen, beschloss ich, die Arbeiten der Jeep-Werkstatt nicht zu reklamieren und zukünftig mein Auto größtenteils selbst zu reparieren.

Mittlerweile bestelle ich Ersatzteile über drei verschiedene Internetanbieter aus Sao Paulo, die Teile von Importautos in Brasilien vertreiben. Ich habe mir ordentliches Werkzeug und Rampen zugelegt, um die regelmäßigen Reparaturen durchzuführen. Denn leider gehen an dem Auto relativ häufig Teile zu Bruch, was jedoch hauptsächlich an der schlechten Wartung und unsachgemäßen Reparaturen des Wagens durch die Vorbesitzer liegt.

Nach der Reise ins Pantanal standen einige Arbeiten an, um zukünftig sorgenfrei zu neuen Abenteuern aufzubrechen: Der Wagen verlor Motoröl am vorderen Wellendichtring der Kurbelwelle, die Servolenkung verlor Öl, der Kühler war undicht, das Getriebe verlor Öl aufgrund eines defekten Sensors für das Rückfahrscheinwerferlicht und die Lichtmaschine produzierte eine zu geringe Ladespannung. Zudem wollte ich die Einspritzdüsen und die Glühkerzen austauschen.

Beim Austausch der Einspritzdüsen beschädigte ich die Diesel-Rückführleitung, was dazu führte, dass der Wagen zeitweilig Diesel, Motoröl, Getriebeöl, Servolenkungsöl und Kühlwasser gleichzeitig verlor. Es tropfte an allen Ecken und Enden. In einer konzertierten Aktion von zwei Wochen tauschte ich den Rückfahrscheinwerfersensor, die Dichtungen im Servolenkungsgetriebe, die Dichtung am vorderen Kurbelwellenende, die Diesel-Rückführleitung, die Einspritzdüsen sowie die Glühkerzen aus und ließ den Kühler und die Lichtmaschine in zwei Spezialwerkstätten in Sao Sebastiao überholen. Die Kosten für die Ersatzteile und Spezialwerkzeuge lagen bei umgerechnet ca. 300 Euro. Das Überholen des Kühlers hat 20 Euro gekostet, das Überholen der Lichtmaschine 40 Euro. Wenn man genau weiß, was man von einer Werkstatt will und die defekten Teile selber ausbaut sowie nicht nach Brasilia fährt, sondern in eine der Vorstädte, wird man als Gringo auch nicht abgezockt.

Bei meinen Reparaturen musste ich feststellen, dass ein alter Wellendichtring im Servolenkungsgetriebe falsch herum eingebaut worden war, mit der Staublippe nach innen und der empfindlichen Feder nach außen. So etwas schafft nur jemand, der absolut keinen Plan von der Funktionsweise dieses Bauteils hat. Kein Wunder, dass der Ring undicht geworden ist. Der Hammer war jedoch, dass der alte Wellendichtring an der Kurbelwelle schief eingebaut worden war. Eine Seite stand mehrere Millimeter vor. Ich fühlte mich bestätigt in meinem Beschluss, die Reparaturen an meinem Auto selbst durchzuführen. Anders als in Deutschland, wo zum Eröffnen einer Autowerkstatt ein Meisterbrief erforderlich ist, darf sich in Brasilien jeder, der einen Schraubenschlüssel halten kann, Mechaniker nennen und offiziell Autos reparieren. Das heißt nicht, dass Menschen ohne formale Ausbildung per se schlechtere Arbeit abliefern. Ich habe schließlich auch keine Ausbildung als Automechaniker, sondern nur ein Vordiplom in Maschinenbau. Was jedoch fehlt, sind Standards, so dass die Gefahr hoch ist, dass man in einer Werkstatt an einen Scharlatan gerät, der einen auch noch abzockt. So muss es den Vorbesitzern des Autos sowie mir bei meiner ersten Werkstatt in Brasilien ergangen sein. Daher sind in Brasilien Empfehlungen äußerst wichtig. Die Empfehlungen für Spezialwerkstätten bekomme ich von meinem präferierten Teilehändler für allgemeine Autoteile in Sao Sebastiao, wo ich faire Preise zahle und regelmäßig einen Discount bekomme, ohne danach zu fragen, sowie mittlerweile mit Handschlag begrüßt werde.

Hier noch einige Beweisfotos von meinen Reparaturaktionen:

2 Gedanken zu „Das Kreuz mit Importautos in Brasilien

  1. Hallo Karsten,wenn Du nach Deutschland kaumst kannst Du ja eine Werkstatt für Oltimer aufmachen.Mich hast Du als Kunden mit meinem alten IVECO

  2. Hallo Karsten,

    während ich Deinen Bericht lese, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ich bin ganz sicher, dass Dir die ganze Schrauberei fürchterlichen Spaß bereitet hat.

    Grüße an Sylvia und Loukas

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