Roadtrip to Pantanal

So, jetzt nicht durcheinander kommen… Für alle Hobbygeografen unter uns: Das Pantanal liegt nicht auf dem Weg nach Rio. Rio liegt auch nicht auf dem Weg ins Pantanal. Ich komme lediglich erst jetzt dazu, unsere letzte Reise zu illustrieren, die nunmehr eineinhalb Monate zurückliegt.

Was für ein Roadtrip. 3.000 Kilometer in neun Tagen. Und das nennt man dann „Urlaub“. Das geografische Ziel: Pantanal. Unsere Reisegruppe: Unser Nachbar Flávio (unten auf dem Foto mittig) mit Kindern Flavinho und Sophie (rechts von ihm) sowie Partnerin Carmen (zu seiner Linken) mit Tochter Yara.

Reisegruppe v.l.: Yara, Carmen, Flávio, Flavinho, Sophia

Reisemittel: Unsere Freunde sind mit dem Flugzeug angereist. Wir mit dem Toyota. Als Treffpunkt haben wir Campo Grande verabredet, wo wir eine Nacht bei Nadja, einer Jugendfreundin von Carmen, und ihrer Familie blieben.

Was ich an Roadtrips so mag ist, dass man Land und Leute viel besser kennenlernt als wenn man mit dem Flugzeug reist. Das Bild wird vollständiger. Nehmen wir Brasilien: Woran denkt ihr, wenn ihr an dieses Land denkt? Samba, Caipirinha, Rio de Janeiro, Amazonas… noch etwas? Ach ja, 7:1.
Seltener denkt man darüber nach, dass Brasilien die Kornkammer der Erde ist. Ich hab hierzu noch keine Zahlen recherchiert, aber nach diesem Urlaub glaub ich das auch ohne Wikipedia. Rund 2.500 Kilometer unserer atemberaubenden Reisestrecke sahen nämlich ungefähr so aus:

Mais

Angebaut wird Mais und Zuckerrohr. Hin und wieder Soja. Riesige Eukalyptusplantagen in der Größe unseres Nationalparks Eifel. Ab und zu Kühe. Der Kontakt zu Menschen war auf dieser Strecke eher schwierig, denn es gab so gut wie Keine. Alle paar Hundert Kilometer mal eine kleine Ortschaft mit Tankstelle. Regelrechte Zentren des sozialen Miteinanders.

Tankstelle irgendwo in Mato Grosso do Sul, Foto: Sylvia Montag

Nach eineinhalb Autotagen kamen wir dann (endlich) in Campo Grande an. Eine (fast) Millionenmetropole mitten im Nirgendwo, die wir nicht wirklich kennenlernen konnten. Nach rund zwölf Stunden mit Churrasco, Bier und BossaNova (und ein wenig Schlaf) sind wir wieder aufgebrochen, ohne die Stadt nennenswert kennengelernt zu haben. Dass sich Natur und mondänes Großstadtleben hier näher sind als sonstwo, kann ich dennoch mit folgendem Foto belegen.

Raucherin mit Papagei in Campo Grande, Foto: Sylvia Montag

Weiter ging es nach Bonito, wo wir drei Tage blieben. Man sagt, Bonito sei eine der bestorganisiertesten Naturtourismus-Destinationen des ganzen Landes. Und in der Tat, konnten wir hier einiges sehen, machen und teuer bezahlen. Wir schnorchelten in dem kristallklaren Flüsschen Sucuri. Das folgende Video belegt nicht nur die Schönheit des Flusses sondern beweist abschließend, dass wir durchaus auch in Brasilien unter winterlichen Temperaturen leiden müssen.

Dann erlebten wir Aras in freier Wildbahn im Buraco das Araras ( siehe Artikel Das Pantanal ist so wie man sich den Amazonas vorstellt)und erforschten die Gruta do Lago Azul (Grotte des blauen Sees) in fachkundiger Begleitung.

Am vierten Tag brachen wir in Richtung Kerngebiet des Pantanal auf. Dabei passierten wir Miranda, wo wir eine Vollmond-Nacht blieben.

Fußball bei Vollmond in Miranda, Foto: Sylvia Montag

Etappenziel des nächsten Tages war der Rio Miranda, den wir mit dem Boot erkunden wollten. Aber bevor wir Alligatoren, Tuiuius und Capibaras zu Gesicht bekamen, durften wir erst einmal unzählige Rinderhintern bewundern.

Kuhherde im Pantanal, Foto: Sylvia Montag

Der Rio Miranda ist ein Fluss, wie man sich den Amazanos in viel größer vorstellen könnte. An seinem Ufer leben kleine Gemeinschaften in Holzhäusern auf Stelzen und es gibt auch viele Hausboote.

o Miranda, Pantanal, Foto: Sylvia MontagHolzhäuser am Rio Miranda, Pantanal, Foto: Sylvia Montag

Wir wollten Tiere sehen. Die beste Möglichkeit ist eine Tour auf dem Wasser. In einer kleinen Gemeinschaft, die sich an der Brücke angesiedelt hat, fanden wir China, der eigentlich Japaner ist und in Säo Paulo aufwuchs. Er hat ein kleines Motorboot, mit dem wir uns zwei Stunden später auf dem Wasser befanden. In der Zwischenzeit verbrachten wir die Zeit mit kleinen Spaziergängen durchs Dorf, Fotografieren und Picknicken. Loukas hat sich indes eine Dorfschönheit verliebt, von der er sich nur ungern wieder trennen wollte.

 

Die fotografischer Ausbeute dieser Tour hatte ich schon präsentiert (Das Pantanal ist so wie man sich den Amazonas vorstellt). Im Anschluss der etwa zweistündigen Fahrt noch das klassische Gruppenfoto, zu dem sich jeder Brasilianer (gleichwohl portugiesischer, italienischer, chinesischer oder japanischer Herkunft) gerne hergibt.

Rio Miranda Boat Crew

An diesem Abend trennten sich die beiden Reisegruppen. Während Flávio und Familie zurück nach Campo Grande fuhren, blieben Karsten und ich noch zwei weitere Nächte im Pantanal. Wir übernachteten auf einer Fazenda, die jungen Naturbegeisterten aus aller Welt für viel Geld die Wildnis des Pantanals näherbrachten  (Unterhaltung mit einer Australierin – Sie: „Und heute waren wir Bootfahren. Das war schön.“ Ich: „Ah toll, wir auch. Auf welchem Fluss wart ihr? Rio Miranda oder Rio Paraguai?“ Sie: „Ach, das weiss ich nicht. Die sagen zu uns immer nur Einsteigen! oder Aussteigen!

Shuttle von jungen Abenteuerreisenden

Bevor wir wieder den Heimweg angetreten sind, sind wir noch einige  Kilometer die Parkstraße hoch und wieder runter gefahren, haben dort weitere wunderbare Landschafts- und Tiererlebnisse gehabt, sind mit der Fähre den Rio Paraguai übergesetzt und mussten noch eine Mutprobe überstehen.

Wehen Herzens mussten wir uns dann doch viel zu schnell verabschieden, aus diesem schönen Flecken Erde. Aber bevor wir wieder in die endlosen Mais- und Zuckerrohr-Plantagen eintauchten, begegneten wir noch einmal die uns schon bekannte Rinderherde. Dieses mal von vorne.Rinderherde von vorn. Foto: Sylvia Montag

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