Mein letzter Beitrag in diesem Blog

Knapp drei Jahre meines Lebens in einer fremden Kultur gehen nächste Woche zu Ende. Natürlich stimmt mich der Abschied traurig, denn in dieser Zeit haben sich intensive Freundschaften entwickelt. Meine Nachbarn und Freunde Flavio sowie Irene haben mir faktisch auf regelmäßigen langen Hundespaziergängen Portugiesisch beigebracht. Hamilton, den ich vom Schwimmen kenne, ist meine Verbindung zur wahren Welt der Brasilianer. Von ihm habe ich den ganzen Straßenslang gelernt. Jamie könnte mit seinem Cockney-Akzent direkt einem Guy Ritchie-Film entsprungen sein. Und Paulo ist mit dem Besuch von Rike und Lauran zu uns gestoßen. Seitdem haben wir uns immer wieder getroffen, um uns gegenseitig Deutsch und Portugiesisch beizubringen und unsere musikalischen Vorlieben auszutauschen.

Ich werde die Ruhe und Gelassenheit der brasilianischen Kultur, die Offenheit und Freundlichkeit, die man uns entgegengebracht hat, das andauernd gute Wetter und die riesigen Weiten Brasiliens vermissen. Was ich an diesem Land nicht vermissen werde, sind die Mücken, die elenden Bremsschwellen auf den Straßen und die Tatsache, dass man Klopapier nicht ins Klo werfen darf, weil die Abflussrohre viel zu klein dimensioniert sind.

Letztendlich bin ich jedoch nicht wegen der Kultur in das Land gekommen, sondern ich wollte die lange Auszeit nutzen, um ein besserer Mensch zu werden. Ich wollte mich mehr um die Erfüllung meines Traumes kümmern, Schriftsteller zu werden. Neben dem reinen Story Telling, also dem Handwerk, war es mir wichtig, den Geschichten, die ich veröffentliche, eine hintergründige Tiefe zu verleihen und damit eine Botschaft zu vermitteln. Vor dem eigentlichen Schreiben habe ich meine Zeit daher intensiven Recherchen gewidmet.

Im ersten Roman war der Hintergrund technischer und moralischer Natur. Kohlenstoffnanoröhren sind ein viel versprechender Baustoff der Zukunft, da sie eine hohe Zugfestigkeit mit extremer Leichtigkeit verbinden. In pulverisierter Form sind sie jedoch ähnlich gefährlich wie Asbest und können nach dem Einatmen eine Lungenfibrose bis hin zu Lungenkrebs auslösen. Dieses künstlich hergestellte Material ist theoretisch das erste, mit dem der Bau einen Weltraumaufzuges und damit eine drastische Kostensenkung für die Beförderung von Nutzlasten in den Weltraum möglich sind. In dem Roman, in dem ich meine anfänglichen Reiseerfahrungen in Brasilien habe einfließen lassen, verleihe ich meiner Befürchtung Ausdruck, dass der praktische Nutzen für den reichen Teil der Welt die gesundheitlichen Gefahren für die Menschen, die sich nicht vor den negativen Auswirkungen der Kohlenstoffnanoröhren schützen können, überwiegen wird.

Die Vorarbeiten für das zweite Buch waren stark beeinflusst von der Flüchtlingskrise, die Deutschland seit 2015 in Atem hielt. Ich vermute, dass ich aufgrund der Abwesenheit aus meinem Heimatland mich mehr mit den moralischen Fragen im Umgang mit Wirtschafts- und Kriegsflucht und deren Hintergründe beschäftigt habe als mit den praktischen Auswirkungen in Deutschland selbst. Ich denke auch, dass ich als jemand, der gerne extreme Reisen unternimmt und in einem fremden Land lebt, nur wenige Berührungsängste mit fremden Kulturen und Menschen habe. Aus meiner persönlichen Erfahrung weiß ich, dass die Gemeinsamkeiten zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religionen deutlich größer sind als die Unterschiede.

Die Auseinandersetzung mit Fluchtursachen hat mich schnell zu den geostrategischen Zielen der USA und Europa geführt, welche im öffentlichen Diskurs von den Mainstream-Medien komplett herausgefiltert werden. Diese Ziele sind jedoch ein wichtiger Schlüssel, um die gegenwärtigen und zeitgeschichtlichen Vorgänge sowie Entwicklungen in der Welt zu verstehen. Daran schließt sich natürlich die Frage an, warum der politische und mediale Mainstream in Deutschland die Hintergründe des militärischen und wirtschaftlichen Engagements der NATO-Länder der Öffentlichkeit vorenthalten. Meine Nachforschungen mündeten letztendlich in ein Weltbild, das demjenigen des Großteils meiner Landsleute in weiten Teilen diametral entgegensteht.

Eine Konsequenz meiner neuen Weltsicht war Wut. Wut auf die öffentlich-rechtlichen und privaten Leitmedien in Deutschland, die ihrem Auftrag einer wahrhaftigen und ausgewogenen Berichterstattung nicht nachkommen. Wut auf mich selbst, weil ich mich so lange von der Propaganda in unserer Politik und unseren Medien habe blenden lassen. Und schließlich auch Wut auf diejenigen, die noch immer blind an die Wahrhaftigkeit der Nachrichten in den Leitmedien glauben und meine Aussagen für vollkommenen Blödsinn halten. Viele Dialoge, die ich in der Zeit der Recherche für mein zweites Buch geführt habe, sind in Grundzügen in die Story eingeflossen.

Grundsätzlich kann ich die Haltung meiner zweifelnden Gegenüber nachvollziehen, wenn auch nicht in ihrer Radikalität. Schließlich weiß ich, wie wenig Zeit in einer 40-Stunden-Arbeitswoche bleibt, um sich aktiv mit den Hintergründen von Politik und Weltgeschehen zu beschäftigen. Ich hatte die Gelegenheit, mich über zwei Jahre mit dieser Thematik Vollzeit auseinanderzusetzen und selber Recherchen anzustellen. Eine gewisse Enttäuschung bleibt jedoch, wenn mir aufgrund meiner Meinung Nähe zu rechtspopulistischem Gedankengut, mangelnde Vertrauenswürdigkeit oder mentale Unzurechnungsfähigkeit vorgeworfen wird. Meinungsverschiedenheiten kann man nur lösen, wenn man sich den Fakten und Hintergründen eines strittigen Themas nähert. Persönliche Angriffe zeugen von einer mangelnden Bereitschaft dazu.

In den Diskussionen, die ich geführt habe, hatte ich den Eindruck, es ging gar nicht um Fakten und Tatsachen, sondern um einen Glaubensgrundsatz. Wer nicht an die Wahrhaftigkeit des Mainstreams glaubt, der muss nicht ganz richtig im Kopf sein. „I am sorry, but I am not convinced!“, ist meine Haltung dazu. 69 % der amerikanischen Bevölkerung haben einer Umfrage der Washington Post zufolge zur Zeit der Irakinvasion geglaubt, Saddam Hussein wäre mitverantwortlich für 9/11 gewesen. Man kann einfach nicht leugnen, dass es Propaganda in den westlichen Demokratien gibt. Erstaunlich ist nur, wie viel bei näherem Hinsehen Propaganda und wie wenig wahrhaftig ist.

Ich habe es mittlerweile aufgegeben, mich mit Totalleugnern, die ihr durchweg positives Bild der westlichen Welt partout aufrecht erhalten wollen, ernsthaft auseinanderzusetzen. In Glaubensfragen zählen keine Argumente, daher macht es auch keinen Sinn zu argumentieren. Was bleibt, ist meine Wut, die mir den Magen versauert. Bei der Frage, was wir mit unserem Leben nach Brasilien anstellen wollen, sind Sylvia und ich zu dem Schluss gekommen, der kapitalistischen Lebensweise, die wir als Motor der negativen Entwicklung unserer Kultur identifiziert haben, dauerhaft, so weit es geht, den Rücken zu kehren. Daher haben wir in Deutschland einen zum Wohnmobil ausgebauten LKW gekauft, in den wir nach unserer Rückkehr einziehen werden. Dann machen wir uns auf, um in Europa ein Ecovillage zu finden, das sich nachhaltig selbst versorgt und das zu uns passt, um uns dort für den Rest unseres Lebens niederzulassen. So jedenfalls der grobe Plan.

Das ist eine Strategie, der Ohnmacht, die mich befallen hat und die Auslöser meiner Wut ist, positiv zu begegnen. Es reicht meines Erachtens nicht aus, auf die Zustände in unserer Welt hinzuweisen und trotzdem darin weiterzuleben, als ob die Erkenntnisse über die Missstände keine persönlichen Konsequenzen hätten. Ich bin aufgrund meiner Recherchen überzeugt, dass die auf Kapitalismus basierende Weltwirtschaft alle paar Jahrzehnte zusammenbrechen muss, um danach wieder wie ein Phönix aus der Asche neu zu erblühen. Insbesondere aufgrund der extrem hohen Gesamtverschuldungsquote der USA, die deutlich höher liegt als während der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre, gehe ich davon aus, dass wir am Ende eines solchen Zyklus angekommen sind. Weil die Weltwirtschaft mittlerweile durch die Globalisierung stark vernetzt ist und weil die USA eine unglaubliche Bewaffnung aufweisen, vermute ich, dass der Zusammenbruch extrem heftig wird. Meine größte Befürchtung ist jedoch, dass danach alles wieder von vorne losgeht.

Früher oder später müssen wir Menschen uns damit abfinden, mit den Ressourcen, die uns die Erde zur Verfügung stellt, auszukommen. Denn obwohl wir uns mit der Quantenmechanik bereits mit dem beschäftigen, was das Universum im Inneren zusammenhält, ist weit und breit noch nicht einmal theoretisch eine Technologie in Sicht, die unsere gesamte Gattung in einer Lebensspanne zu einem anderen Stern und damit zu anderen bewohnbaren Planeten transportieren kann. Doch die Art, wie wir derzeit leben, führt geradewegs ins Desaster. Insgeheim weiß das jeder.

Eine weitere Strategie ist es, diejenigen, die über einen wachen Geist verfügen und die Widersprüche, auf denen unsere westliche Welt aufgebaut ist, sehen können, zu unterstützen. Was die Menschheit benötigt, ist nicht noch mehr Krieg, noch mehr Aufrüstung, noch mehr Klimawandel und noch mehr Beeinflussung durch Medien. Was wir brauchen, ist eine neue Aufklärung, in der wir wieder lernen, unseren gesunden Menschenverstand zu benutzen, anstatt der Meinung Anderer ungeprüft zu vertrauen. Die Erkenntnisse, die wir daraus gewinnen, sollten die Grundlagen für unsere Entscheidungen bilden, wie wir unsere Zukunft positiv gestalten. Daher habe ich die Hintergründe und Argumente, auf denen meine Weltsicht aufbaut, inklusive vieler Belege und Verweise niedergeschrieben und auf meiner Hauptseite unter dem Titel „2 + 2 = 4“ veröffentlicht (siehe: http://www.karstenmontag.de/download-e-book-2-2-4-warum-wir-eine-neue-aufklaerung-brauchen/). Ich lade jeden, der sich berufen fühlt, dazu ein, mit mir konstruktiv, sachlich und wertschätzend über die Hintergründe und meine Schlussfolgerungen in einen Dialog zu treten.

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