Mein letzter Beitrag in diesem Blog

Knapp drei Jahre meines Lebens in einer fremden Kultur gehen nächste Woche zu Ende. Natürlich stimmt mich der Abschied traurig, denn in dieser Zeit haben sich intensive Freundschaften entwickelt. Meine Nachbarn und Freunde Flavio sowie Irene haben mir faktisch auf regelmäßigen langen Hundespaziergängen Portugiesisch beigebracht. Hamilton, den ich vom Schwimmen kenne, ist meine Verbindung zur wahren Welt der Brasilianer. Von ihm habe ich den ganzen Straßenslang gelernt. Jamie könnte mit seinem Cockney-Akzent direkt einem Guy Ritchie-Film entsprungen sein. Und Paulo ist mit dem Besuch von Rike und Lauran zu uns gestoßen. Seitdem haben wir uns immer wieder getroffen, um uns gegenseitig Deutsch und Portugiesisch beizubringen und unsere musikalischen Vorlieben auszutauschen.

Ich werde die Ruhe und Gelassenheit der brasilianischen Kultur, die Offenheit und Freundlichkeit, die man uns entgegengebracht hat, das andauernd gute Wetter und die riesigen Weiten Brasiliens vermissen. Was ich an diesem Land nicht vermissen werde, sind die Mücken, die elenden Bremsschwellen auf den Straßen und die Tatsache, dass man Klopapier nicht ins Klo werfen darf, weil die Abflussrohre viel zu klein dimensioniert sind.

Letztendlich bin ich jedoch nicht wegen der Kultur in das Land gekommen, sondern ich wollte die lange Auszeit nutzen, um ein besserer Mensch zu werden. Ich wollte mich mehr um die Erfüllung meines Traumes kümmern, Schriftsteller zu werden. Neben dem reinen Story Telling, also dem Handwerk, war es mir wichtig, den Geschichten, die ich veröffentliche, eine hintergründige Tiefe zu verleihen und damit eine Botschaft zu vermitteln. Vor dem eigentlichen Schreiben habe ich meine Zeit daher intensiven Recherchen gewidmet.

Im ersten Roman war der Hintergrund technischer und moralischer Natur. Kohlenstoffnanoröhren sind ein viel versprechender Baustoff der Zukunft, da sie eine hohe Zugfestigkeit mit extremer Leichtigkeit verbinden. In pulverisierter Form sind sie jedoch ähnlich gefährlich wie Asbest und können nach dem Einatmen eine Lungenfibrose bis hin zu Lungenkrebs auslösen. Dieses künstlich hergestellte Material ist theoretisch das erste, mit dem der Bau einen Weltraumaufzuges und damit eine drastische Kostensenkung für die Beförderung von Nutzlasten in den Weltraum möglich sind. In dem Roman, in dem ich meine anfänglichen Reiseerfahrungen in Brasilien habe einfließen lassen, verleihe ich meiner Befürchtung Ausdruck, dass der praktische Nutzen für den reichen Teil der Welt die gesundheitlichen Gefahren für die Menschen, die sich nicht vor den negativen Auswirkungen der Kohlenstoffnanoröhren schützen können, überwiegen wird.

Die Vorarbeiten für das zweite Buch waren stark beeinflusst von der Flüchtlingskrise, die Deutschland seit 2015 in Atem hielt. Ich vermute, dass ich aufgrund der Abwesenheit aus meinem Heimatland mich mehr mit den moralischen Fragen im Umgang mit Wirtschafts- und Kriegsflucht und deren Hintergründe beschäftigt habe als mit den praktischen Auswirkungen in Deutschland selbst. Ich denke auch, dass ich als jemand, der gerne extreme Reisen unternimmt und in einem fremden Land lebt, nur wenige Berührungsängste mit fremden Kulturen und Menschen habe. Aus meiner persönlichen Erfahrung weiß ich, dass die Gemeinsamkeiten zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religionen deutlich größer sind als die Unterschiede.

Die Auseinandersetzung mit Fluchtursachen hat mich schnell zu den geostrategischen Zielen der USA und Europa geführt, welche im öffentlichen Diskurs von den Mainstream-Medien komplett herausgefiltert werden. Diese Ziele sind jedoch ein wichtiger Schlüssel, um die gegenwärtigen und zeitgeschichtlichen Vorgänge sowie Entwicklungen in der Welt zu verstehen. Daran schließt sich natürlich die Frage an, warum der politische und mediale Mainstream in Deutschland die Hintergründe des militärischen und wirtschaftlichen Engagements der NATO-Länder der Öffentlichkeit vorenthalten. Meine Nachforschungen mündeten letztendlich in ein Weltbild, das demjenigen des Großteils meiner Landsleute in weiten Teilen diametral entgegensteht.

Eine Konsequenz meiner neuen Weltsicht war Wut. Wut auf die öffentlich-rechtlichen und privaten Leitmedien in Deutschland, die ihrem Auftrag einer wahrhaftigen und ausgewogenen Berichterstattung nicht nachkommen. Wut auf mich selbst, weil ich mich so lange von der Propaganda in unserer Politik und unseren Medien habe blenden lassen. Und schließlich auch Wut auf diejenigen, die noch immer blind an die Wahrhaftigkeit der Nachrichten in den Leitmedien glauben und meine Aussagen für vollkommenen Blödsinn halten. Viele Dialoge, die ich in der Zeit der Recherche für mein zweites Buch geführt habe, sind in Grundzügen in die Story eingeflossen.

Grundsätzlich kann ich die Haltung meiner zweifelnden Gegenüber nachvollziehen, wenn auch nicht in ihrer Radikalität. Schließlich weiß ich, wie wenig Zeit in einer 40-Stunden-Arbeitswoche bleibt, um sich aktiv mit den Hintergründen von Politik und Weltgeschehen zu beschäftigen. Ich hatte die Gelegenheit, mich über zwei Jahre mit dieser Thematik Vollzeit auseinanderzusetzen und selber Recherchen anzustellen. Eine gewisse Enttäuschung bleibt jedoch, wenn mir aufgrund meiner Meinung Nähe zu rechtspopulistischem Gedankengut, mangelnde Vertrauenswürdigkeit oder mentale Unzurechnungsfähigkeit vorgeworfen wird. Meinungsverschiedenheiten kann man nur lösen, wenn man sich den Fakten und Hintergründen eines strittigen Themas nähert. Persönliche Angriffe zeugen von einer mangelnden Bereitschaft dazu.

In den Diskussionen, die ich geführt habe, hatte ich den Eindruck, es ging gar nicht um Fakten und Tatsachen, sondern um einen Glaubensgrundsatz. Wer nicht an die Wahrhaftigkeit des Mainstreams glaubt, der muss nicht ganz richtig im Kopf sein. „I am sorry, but I am not convinced!“, ist meine Haltung dazu. 69 % der amerikanischen Bevölkerung haben einer Umfrage der Washington Post zufolge zur Zeit der Irakinvasion geglaubt, Saddam Hussein wäre mitverantwortlich für 9/11 gewesen. Man kann einfach nicht leugnen, dass es Propaganda in den westlichen Demokratien gibt. Erstaunlich ist nur, wie viel bei näherem Hinsehen Propaganda und wie wenig wahrhaftig ist.

Ich habe es mittlerweile aufgegeben, mich mit Totalleugnern, die ihr durchweg positives Bild der westlichen Welt partout aufrecht erhalten wollen, ernsthaft auseinanderzusetzen. In Glaubensfragen zählen keine Argumente, daher macht es auch keinen Sinn zu argumentieren. Was bleibt, ist meine Wut, die mir den Magen versauert. Bei der Frage, was wir mit unserem Leben nach Brasilien anstellen wollen, sind Sylvia und ich zu dem Schluss gekommen, der kapitalistischen Lebensweise, die wir als Motor der negativen Entwicklung unserer Kultur identifiziert haben, dauerhaft, so weit es geht, den Rücken zu kehren. Daher haben wir in Deutschland einen zum Wohnmobil ausgebauten LKW gekauft, in den wir nach unserer Rückkehr einziehen werden. Dann machen wir uns auf, um in Europa ein Ecovillage zu finden, das sich nachhaltig selbst versorgt und das zu uns passt, um uns dort für den Rest unseres Lebens niederzulassen. So jedenfalls der grobe Plan.

Das ist eine Strategie, der Ohnmacht, die mich befallen hat und die Auslöser meiner Wut ist, positiv zu begegnen. Es reicht meines Erachtens nicht aus, auf die Zustände in unserer Welt hinzuweisen und trotzdem darin weiterzuleben, als ob die Erkenntnisse über die Missstände keine persönlichen Konsequenzen hätten. Ich bin aufgrund meiner Recherchen überzeugt, dass die auf Kapitalismus basierende Weltwirtschaft alle paar Jahrzehnte zusammenbrechen muss, um danach wieder wie ein Phönix aus der Asche neu zu erblühen. Insbesondere aufgrund der extrem hohen Gesamtverschuldungsquote der USA, die deutlich höher liegt als während der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre, gehe ich davon aus, dass wir am Ende eines solchen Zyklus angekommen sind. Weil die Weltwirtschaft mittlerweile durch die Globalisierung stark vernetzt ist und weil die USA eine unglaubliche Bewaffnung aufweisen, vermute ich, dass der Zusammenbruch extrem heftig wird. Meine größte Befürchtung ist jedoch, dass danach alles wieder von vorne losgeht.

Früher oder später müssen wir Menschen uns damit abfinden, mit den Ressourcen, die uns die Erde zur Verfügung stellt, auszukommen. Denn obwohl wir uns mit der Quantenmechanik bereits mit dem beschäftigen, was das Universum im Inneren zusammenhält, ist weit und breit noch nicht einmal theoretisch eine Technologie in Sicht, die unsere gesamte Gattung in einer Lebensspanne zu einem anderen Stern und damit zu anderen bewohnbaren Planeten transportieren kann. Doch die Art, wie wir derzeit leben, führt geradewegs ins Desaster. Insgeheim weiß das jeder.

Eine weitere Strategie ist es, diejenigen, die über einen wachen Geist verfügen und die Widersprüche, auf denen unsere westliche Welt aufgebaut ist, sehen können, zu unterstützen. Was die Menschheit benötigt, ist nicht noch mehr Krieg, noch mehr Aufrüstung, noch mehr Klimawandel und noch mehr Beeinflussung durch Medien. Was wir brauchen, ist eine neue Aufklärung, in der wir wieder lernen, unseren gesunden Menschenverstand zu benutzen, anstatt der Meinung Anderer ungeprüft zu vertrauen. Die Erkenntnisse, die wir daraus gewinnen, sollten die Grundlagen für unsere Entscheidungen bilden, wie wir unsere Zukunft positiv gestalten. Daher habe ich die Hintergründe und Argumente, auf denen meine Weltsicht aufbaut, inklusive vieler Belege und Verweise niedergeschrieben und auf meiner Hauptseite unter dem Titel „2 + 2 = 4“ veröffentlicht (siehe: http://www.karstenmontag.de/download-e-book-2-2-4-warum-wir-eine-neue-aufklaerung-brauchen/). Ich lade jeden, der sich berufen fühlt, dazu ein, mit mir konstruktiv, sachlich und wertschätzend über die Hintergründe und meine Schlussfolgerungen in einen Dialog zu treten.

Zweites Buch fertig: „Flucht aus Deutschland“

Nach einem Jahr Recherche und fünf Monaten Schreibarbeit ist mein zweites Buch fertig. Die Arbeit daran hat mich, mein Leben und meine Sicht auf die Welt grundlegend und nachhaltig verändert. Man kann es hier als Taschenbuch oder E-Book käuflich erwerben.

Als Science Fiction-Autor interessiert mich die zukünftige Entwicklung der Menschheit, und ich wollte wissen, was in der allernächsten Zeit auf uns zukommt. Gemäß meinen Vorbildern Aldous Huxley und George Orwell habe ich also erst einmal einen Blick in augenblickliche Entwicklungen und in die allerjüngste Geschichte gewagt, um herauszufinden, wie es weitergeht. Ohne Zweifel verändern Informationstechnologien und das Internet unser Leben derzeit in vielerlei Hinsicht. Arbeitsplätze in der Produktion und in der Dienstleistung verschwinden derzeit für immer aufgrund von Automatisierung und der Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Das Internet hat die Globalisierung durch internationale Produktionsketten erst richtig beschleunigt. Soziale und alternative Medien über das Internet wachsen zur Konkurrenz für die etablierten Massenmedien heran und können den Ausgang von Wahlen beeinflussen.

Die klassische Science Fiction beschäftigt sich genau damit: Wie verändern Wissenschaft und Technologie unser menschliches Leben? Doch wenn man einmal die Ausgrabungen der antiken Stadt Pompeji besucht oder sich mit römischem Recht beschäftigt hat, wird einem gewahr, dass sich das urbane gesellschaftliche Zusammenleben innerhalb von 2.000 Jahren kaum verändert hat. Wissenschaft und Technik verändern ja auch nicht die Eigenschaften von uns Menschen, sondern die technologischen Errungenschaften nutzen wir hauptsächlich dafür, unsere menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Mobbing und Hate Speech hat es auch schon vor dem Internet und dem Aufkommen sozialer Netzwerke gegeben. Solange wir Menschen also nicht massenhaft an unserem genetischen Code herumfummeln, werden wir auch in Zukunft so bleiben, wie wir sind – lediglich mit ein paar zusätzlichen mehr oder weniger sinnvollen technischen Gadgets.

Was unsere Welt im Augenblick jedoch massiv verändert, ist unsere Kultur, die unser Leben seit der Sesshaftigkeit vor über 10.000 Jahren bestimmt, und ihre derzeitig besonders hervorstechenden Ausprägungen wie

  1. der Kapitalismus und seine besondere Form des Neoliberalismus, der Befreiung des Kapitalismus von jedweder Regulierung, welche zu einer beschleunigten Umverteilung des Reichtums von der Allgemeinheit in die Hände Weniger führen sowie
  2. die geopolitischen Ziele der Eliten der USA und Westeuropas, die sich im Krieg gegen den Terror sowie im neuen Kalten Krieg gegen Russland und China manifestieren.

Zu 1.) Dass Besitzende mehr Rechte haben als Besitzlose, zieht sich seit der Sesshaftigkeit durch die Menschheitsgeschichte bis in unser Grundgesetz. Dort finden wir das Grundrecht auf Eigentum und Erbe, jedoch nicht ein explizites Grundrecht auf Arbeit oder Sozialhilfe. Massen- und Arbeitsarmut widersprechen demnach nicht dem Grundgesetz, während das Vermögen von Milliardären geschützt ist. Auf dieser Basis operiert der Kapitalismus, der durch die Möglichkeit, auf verliehenes Geld Zinsen zu verlangen, die Umverteilung von Vermögen von Arm nach Reich beschleunigt. Denn die Zinsen der Einen sind die Schulden der Anderen. Gewinne aus Zinsen können nur durch ein konstantes Wirtschaftswachstum, Schulden oder Enteignung befriedigt werden. In einer Gesellschaft mit gleichbleibender Bevölkerung ist ein Wachstum nur durch Rationalisierung, Automatisierung und Lohnzurückhaltung möglich. Genau diese Entwicklung können wir in den Industriestaaten in den letzten 40 Jahren feststellen: steigende Arbeitsarmut bei steigender Produktivität. Doch mit der exponentiell wachsenden Gewinnerwartung aus Zinseszinsen, dem Geschäft der Finanzindustrie, kann auf Dauer kein Wirtschaftswachstum mithalten. Die längst überfällige Implosion der Blase der Finanzindustrie wird derzeit nur durch die Globalisierung und die weltweite, beinahe exponentielle Steigerung der Staatsschulden kompensiert. Seit der Finanzkrise 2008 ist die Anzahl der Dollarmilliardäre weltweit von ca. 1.000 auf ca. 2.200 gewachsen, während im gleichen Zeitraum die Staatsschulden weltweit um ca. ein Viertel gestiegen sind.

Angesichts dieser Zahlen und dem Automatisierungspotential, welches noch in der Entwicklung der Informationstechnologie steckt und das zu weiteren Arbeitsplatzverlusten führen wird, stehen uns in den Industrieländern immense soziale und innenpolitische Konflikte bevor. Wenn man ehrlich ist, dann befinden wir uns schon mittendrin.

Zu 2.) Das Ziel der Außenpolitik eines Imperiums, wie die USA eines sind, war und ist immer die Dominanz der Welt. Da sich die Vereinigten Staaten nicht auf dem ressourcen- und bevölkerungsreichsten Kontinent der Erde befinden, bestand und besteht ihr geostrategisches Ziel darin, eine Supermacht auf dem eurasischen Kontinent zu verhindern. Die Containment-Politik der USA nach dem Zweiten Weltkrieg, also die Eindämmung der Einflussgebiete der Sowjetunion bzw. Russlands und Chinas mit ihren Stellvertreterkriegen in Korea, Vietnam, Kambodscha, Serbien, Afghanistan, Irak, Ukraine und Syrien sind Zeugnis dieser Strategie. Die ideologische Grundlage für die offenen und verdeckten Kriege der USA und ihrer Alliierten war zunächst der Kampf gegen den angeblich gefährlichen, expansionistischen und menschenverachtenden Kommunismus. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Öffnung Russlands und Chinas für den Kapitalismus löste der Krieg gegen den Terror die ideologische Begründung für die völkerrechtswidrigen Angriffskriege der USA und ihrer Alliierten mit bis zu 30 Millionen zivilen Opfern seit dem Zweiten Weltkrieg ab.

Ich würde gerne über die Expansion der Menschheit ins Weltall, Erleichterungen im Alltag durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Errungenschaften sowie utopische politische Verhältnissen auf der Erde schreiben. Leider gibt meine Analyse eine derartig positive Entwicklung nicht her. Die Menschheit steht derzeit am Abgrund. Dieser befindet sich durch das exponentielle, also beschleunigte Wachstum von dem Reichtum Weniger und die im gleichen Maße ansteigenden Schulden der großen Masse der Menschen weit näher, als wir denken. Der Grund dafür liegt in unserer Kultur, welche stetiges und durch den Kapitalismus sogar exponentielles Wachstum benötigt, um nicht zu kollabieren. Dem gegenüber steht eine endliche Welt, mit endlichem Raum, endlichen Ressourcen und begrenztem Wachstumspotential. Um diesen Raum und diese Ressourcen tobt eine erbitterte, andauernde militärische Auseinandersetzung, welche seit dem Zweiten Weltkrieg größtenteils von den USA und ihren Alliierten ausgelöst und dominiert wird. Ein Rückgang dieser Entwicklung ist nicht zu erwarten. Derzeit steigen die Ausgaben für Rüstung weltweit. Gepaart mit dem Hunger der Eliten der Welt nach exponentiellen Wachstum ihrer Vermögen ist kein Ende der Ausbeutung von Menschen und Ressourcen, keine Abrüstung und kein Ende des Klimawandels in Sicht, und die Gefahr eines weltweiten Nuklearkriegs steigt weiter an.

Über kurz oder lang werden wir jedoch unsere Kultur auf ein ausgeglichenes Verhältnis mit den gegebenen natürlichen Ressourcen anpassen müssen. Die Frage ist nur, ob dies per Design oder Desaster passiert. Die derzeitige Entwicklung und die zugehörigen Fakten geben keinen Anlass, auf Ersteres zu wetten.

In meiner fiktionalen Geschichte beschreibe ich, wie mein Protagonist, der junge Bauingenieur Chris, sich diese Kenntnisse mit Unterstützung seines neuen Freundes Immanuel aneignet. Dieser Prozess verläuft in seinem etablierten Freundeskreis nicht konfliktfrei, da das Selbstverständnis der westlichen Wertegemeinschaft, welches durch die Leitmedien gezeichnet wird, diesen Erkenntnissen diametral entgegensteht. Schon bald wird er sowohl von seinen Freunden als auch von seiner Lebensgefährtin als verwirrter Verschwörungstheoretiker angesehen, während er die Manipulation und die Propaganda hinter der westlichen Politik und den zugehörigen Leitmedien erkennt.
In die verschiedenen Dialoge der Geschichte sind meine persönlichen Erfahrungen in meinem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis während der Zeit der Recherche und der Umsetzung des Buches eingeflossen. Aus meiner Sicht teilt sich unsere Gesellschaft in vier Typen:

  • Die Totalleugner: Sie informieren sich über die Vorgänge in der Welt ausschließlich über ihre Filterblase, die Leitmedien, deren gleichgeschaltete Berichterstattung sie als Bestätigung für die Wahrhaftigkeit der übermittelten Informationen sehen. Sie leugnen pauschal jede Kritik oder abweichende Sichtweise daran und ächten Kritiker als verwirrte Verschwörungstheoretiker. Ihre Lieblingssendungen sind die „heute-show“ und „Extra 3“, wenn sie überhaupt öffentlich-rechtliche Medien konsumieren. Sie stellen die zahlenmäßig größte Gruppe dar (persönliche Erfahrung: ca. 80 %).
  • Die Halbleugner: Sie informieren sich über die Leitmedien, lesen jedoch auch kritische Literatur und beschäftigen sich mit alternativen Medien. Sie schauen sich politische Satire an (Volker Pispers oder „Die Anstalt“) und ahnen, dass die Welt nicht so ist, wie sie von den Leitmedien dargestellt wird, wollen die Wahrheit jedoch nicht wissen. Denn die Wahrheit ist so ungeheuerlich, dass sie ihr positives Bild der westlichen Wertegemeinschaft grundsätzlich in Frage stellen müssten. Sie stellen eine Minderheit dar (persönliche Erfahrung: ca. 20 %).
  • Die Kritiker: Sie besitzen keinen Fernseher mehr oder nutzen das Medium nur gezielt (z.B. für Sportsendungen), lesen kritische Literatur, stellen aufgrund der frei verfügbaren Fakten eigene Recherchen und Überlegungen an und vergleichen die Berichterstattung der Leitmedien mit derjenigen der alternativen, kritischen Medien. Aufgrund der Gefahr der sozialen Ächtung durch die Totalleugner geben sie ihre Meinung in der Öffentlichkeit nur selten preis. Sie stellen eine absolute Minderheit dar (persönliche Erfahrung: zwei Personen im gesamten Freundes- und Bekanntenkreis).
  • Die Aluhutträger: Sie verlassen sich mehr auf Hörensagen als auf Nachrichten und verwechseln – ähnlich wie die Totalleugner – Erkenntnis mit Bekenntnis. Sie benötigen keine Fakten, um ihr Weltbild zu konstruieren, und stellen ihre Wahrheit über diejenige Anderer. Anzeichen für Aluhutträger sind Verfolgungswahn, UFO-Sichtungen oder Glaube an Chemtrails. Totalleugner und Halbleugner sehen Kritiker gerne als Aluhutträger an. Das macht es ihnen leichter, sich nicht mit den Fakten der Kritiker beschäftigen zu müssen. Die Aluhutträger stellen auch eine absolute Minderheit dar (persönliche Erfahrung: zwei Personen im gesamten Freundes- und Bekanntenkreis).

Mein Protagonist Chris, der sich von den Leitmedien abwendet und sich über Fakten und kritische Quellen eine persönliche Meinung bildet, empört sich über die Propaganda und die Manipulation des Mainstreams sowie über die Haltung seiner Freunde, die er noch wenige Monate zuvor geteilt hat. Über Immanuel lernt er jedoch neue Freunde kennen, mit der er auf Augenhöhe kommunizieren kann. Gemeinsam mit diesen versucht er, seine Umwelt wachzurütteln und die Propaganda der Leitmedien zu entlarven.

Es wäre naiv zu glauben, dass die etablierten Eliten in Deutschland und der westlichen Wertegemeinschaft, welche von dem bestehenden politischen und wirtschaftlichen System profitieren und über einen immensen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung und die Politik verfügen, sich von ein paar Alternativmedien im Internet auf Basis von Crowd-Funding die Butter vom Brot nehmen lassen würden. An der Verabschiedung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes kann man erkennen, wie die alternative Meinungsbildung in sozialen Netzwerken mit privatisierter Zensur unter dem Deckmantel der Hate Speech-Bekämpfung eingegrenzt werden soll.

Daher fällt das Engagement meiner Protagonisten auch einer Erweiterung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes zum Opfer, und sie müssen als politische Flüchtlinge Deutschland verlassen und sich auf die Suche nach einem Staat machen, der sie aufnimmt und nicht ausliefert.

Mir ist bewusst, dass ich mit dem Thema meines Buches nicht die Erwartungen des Mainstreams bediene. Der Ausgang meiner Arbeit hat sich zudem im Laufe der Recherche verändert. So bin ich an das Thema Verschwörungstheorien rund um 9/11 mit der Zielsetzung herangegangen, den bedenklichen mentalen Zustand meines Protagonisten darzustellen. Ich war überrascht, auf zwei ehrenamtliche Netzwerke von Luftfahrt- und Architekturexperten mit jeweils mehreren tausend Mitgliedern zu stoßen, die sich ernsthaft und wissenschaftlich mit den Ereignissen rund um die Terroranschläge am 11. September 2001 in New York und Washington beschäftigen. Geschockt war ich, als ich feststellen musste, dass diese Experten handfeste Beweise herausgearbeitet haben, die zeigen, dass der offizielle Bericht der US-Regierung zu diesen Anschlägen nicht nur grobe Mängel, sondern auch bewusste Fälschungen aufweist. 9/11 ist der Dreh- und Angelpunkt des Krieges gegen den Terror. Sollte sich der Verdacht, den diese Beweise nahelegen, bestätigen, dass die US-Regierung sowie der Deep State der Vereinigten Staaten an diesem Anschlag beteiligt waren, um vor der amerikanischen Bevölkerung lange im Voraus geplante Steigerungen der Rüstungsausgaben und Angriffskriege auf Afghanistan und den Irak zu rechtfertigen, dann ist unsere Welt und unser westliches Selbstverständnis ganz schön im Arsch.

Ich sehe das Schriftstellertum als Tür zur Wahrhaftigkeit an. Ich gehe daher das Risiko ein, von meiner Umwelt als verwirrter Verschwörungstheoretiker wahrgenommen zu werden, wenn ich auch nur einen einzigen weiteren Menschen davon überzeugen kann, sich von der Propaganda der Leitmedien abzuwenden und sich auf Basis der Fakten eine eigene Meinung zu bilden.

Die Gedanken sind frei… Wirklich?

Bereits in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts haben Psychologen und Soziologen die Grundlagen und Methoden der Propaganda für die erfolgreiche Steuerung der Massen herausgearbeitet. Der österreichisch-stämmige Amerikaner Edward Bernays hat in seinem 1928 erstmalig erschienenem Buch „Propaganda“ den Grundstein für die Disziplin „Public Relations“ gelegt. Wer in modernen Gesellschaften als Politiker, Partei oder Unternehmen erfolgreich sein will, der muss die öffentliche Meinung auf seiner Seite haben. Folglich sind diejenige Politik und dasjenige Unternehmen besonders erfolgreich, welche die öffentliche Meinung am besten beeinflussen können. Bernays unterstützte die amerikanische Regierung dabei, Zustimmung in der Öffentlichkeit für den Eintritt in den Ersten Weltkrieg zu erlangen, und war nach dem Zweiten Weltkrieg im Auftrag der American Tabacco Company dafür verantwortlich, dass Frauen zur Zielgruppe der Zigarettenindustrie wurden. Joseph Goebbels hat seine Veröffentlichungen benutzt, um die antijüdische Propaganda im Dritten Reich aufzubauen.

Während Bernays den Beruf des Public Relation-Beraters noch einem ethischen Kodex unterworfen sah, ähnlich dem Beruf des Mediziners oder Anwalts, hielt der deutschstämmige amerikanische Journalist, Schriftsteller und Medienkritiker Walter Lippmann Propaganda für ein adäquates Mittel der Politik, um die Masse der Menschen, die er als „verwirrte Herde“ bezeichnete, zu steuern. Journalisten sah er als „Gatekeeper“, die entscheiden, welche Informationen der Öffentlichkeit vorenthalten und welche weiterbefördert werden sollten.

Dass die fast 100 Jahre alten, grundlegenden Arbeiten zu Public Relations dieser Herren ähnlich wie die geostrategischen Ziele der Vereinigten Staaten heute einer überwältigenden Mehrheit der Menschen unbekannt sind, muss als größter Erfolg der Propaganda gewertet werden. Wer heute als Otto-Normalbürger die Tagesschau einschaltet oder die Tageszeitung aufschlägt, denkt in der Regel bei den dort übermittelten Informationen nicht an Propaganda. Im Gegenteil, Menschen, die auf die Manipulation durch die Leitmedien hinweisen, werden – gemäß der Propaganda – als Verschwörungstheoretiker abgestempelt. Dieser bedingungslose Glaube an die Leitmedien als unabhängige vierte Macht im Staat zieht sich durch alle Gesellschafts- und Bildungsschichten. Doch was ist Propaganda in unserer heutigen Zeit? Hier einige Beispiele.

Propaganda ist,

  • wenn 70 Prozent der amerikanischen Soldaten, die 2003 in den Krieg gegen den Irak gezogen sind, geglaubt haben, dass Saddam Hussein mitverantwortlich für die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington war,
  • wenn kaum jemand weiß, dass an jenem Tag, der die Welt veränderte und den die Amerikaner 9/11 nennen, ein drittes 47-stöckiges Hochhaus eingestürzt ist, obwohl es nicht direkt von einem Flugzeug getroffen wurde,
  • wenn Menschen, die noch nicht einmal wussten, dass ein drittes Gebäude an jenem Tag eingestürzt ist, eine Gruppe von über 2.000 Architekten, Bauingenieuren und Physikern (Architects & Engineers for 9/11 Truth) automatisch als verwirrte Verschwörungstheoretiker abstempeln, wenn sie davon erfahren, dass diese Experten die Behauptung der US-Regierung anzweifeln, Feuer sei der Grund für den symmetrischen Kollaps im freien Fall dieses Hochhauses gewesen,
  • wenn die Mehrheit der Bevölkerung davon überzeugt ist, dass der Kreml westliche Politik und Wahlen entscheidend beeinflusst, obwohl es dafür keinen einzigen handfesten Beweis gibt,
  • wenn man glaubt, dass Russland sich derzeit außenpolitisch aggressiv verhält, obwohl die NATO immer weiter Richtung Osten vorrückt und die USA und ihre Alliierten Verbündete Russlands völkerrechtlich illegitim angreifen,
  • wenn die Mehrheit der Deutschen glaubt, sie seien die Guten, obwohl ihr Land Seite an Seite mit den USA Kriegsverbrechen begeht und von deutschem Boden aus über die größte Militärbasis der USA im Ausland in und um Kaiserslautern die Kriege gegen Afghanistan, den Irak, Libyen und Syrien sowie der Drohnenkrieg im Nahen und Mittleren Osten organisiert werden,
  • wenn islamistisch motivierter Terrorismus in Nordamerika und Westeuropa, der hauptsächlich von Bürgern dieser Länder ausgeht und der nach 9/11 keine 1.000 Menschenleben gefordert hat, als Grund angesehen wird, völkerrechtlich illegitime Angriffskriege mit weit mehr als einer Millionen ziviler Todesopfer in muslimischen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens sowie in Nordafrika durchzuführen.

Wahre Macht wird durch die öffentliche Meinung legitimiert. Wer die öffentliche Meinung beherrscht, beherrscht auch die Welt.

Tropfsteinhöhlen – Hast du eine gesehen, hast du alle gesehen

Das nächste Ziel auf unserer Reise nach Rio war die „Gruta de Maquiné“ kurz vor Belo Horizonte. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sich nicht nur sämtliche Tropfsteinhöhlen verdammt ähneln, sondern auch die Sprüche der Touristenführer: „Stalagmiten, Stalagtiten und seht mal dort. Sieht das nicht aus wie ein Pferdekopf, ein Salamander oder ein erigierter…?“

Ich glaube, das war meine letzte Tropfsteinhöhle.

Ein Jahr Brasilien

Jetzt ist genau ein Jahr herum. Ein Jahr in der Fremde, ein Jahr Freiheit, ein Jahr Selbstbestimmtheit.

Als ich ankam, wusste ich so gut wie nichts über das, was mich erwartete. Doch ich hatte Ziele. Ich wollte möglichst schnell Portugiesisch lernen, Bücher schreiben und reisen. Außerdem wollte ich vom Arbeitsstress runterkommen.

Und jetzt

Die ersten drei Monate habe ich eigentlich nur Portugiesisch gelernt, ein Auto gekauft und den Cerrado hinter unserem Condominio erkundet. Das Erlernen der Sprache habe ich mir deutlich einfacher vorgestellt. Zuerst habe ich einen Online-Kurs bei busuu.com gemacht. Wenn es nach den ganzen Zertifikaten geht, die mir dort automatisiert erstellt wurden, wäre ich damals schon „Fortgeschrittener“ gewesen. Tatsache war aber, dass ich nicht einen portugiesischen Satz gerade heraussprechen konnte, und verstanden habe ich immer nur Bahnhof, wenn Brasilianer in ihrer Muttersprache mit mir geredet haben. Fazit: Die Online-Lernplattformen versprechen mehr, als sie halten können. Die Didaktik ist viel zu simpel und nicht logisch aufgebaut. Dann habe ich einen Anfängerkurs mit fünf anderen Leuten in Brasilia gemacht. Das war schon ein wenig besser, jedoch hat mich die Fahrerei in die Stadt genervt. Je nach Verkehr braucht man zwischen einer halben und einer ganzen Stunde für eine Richtung. Was wirklich hilft, sind die regelmäßigen Sprachstunden, die ich mit einer brasilianischen Nachbarin mache sowie die regelmäßigen Hundesparziergänge mit einem weiteren brasilianischen Nachbarn. Nun, nach einem Jahr, kann ich mich mittlerweile ganz gut verständigen, und ich verstehe auch hin und wieder einen Satz, wenn mich Brasilianer ansprechen.

Nach den ersten drei Monaten kamen weitere drei Monate der Recherche für eine Science Fiction-Geschichte. Das war eine spannende und sehr erhellende Zeit. Die Ergebnisse habe ich in Aufsätzen festgehalten, die man hier finden kann. Mir ist klar geworden, dass mein Kindheitstraum, zu den Sternen zu fliegen, selbst in der Literatur kaum einen Sinn macht. Wir Menschen werden wahrscheinlich niemals zu anderen Sternen reisen. Auch nach einem Jahrhundert Forschung ist seit Entdeckung der kosmischen Höchstgeschwindigkeit von 300.000 km/s nicht einmal ansatzweise eine physikalisch machbare Lösung in Sicht, um schneller als Lichtgeschwindigkeit zu reisen. Die Wesen, die nach uns kommen und die von uns konstruiert werden, haben vielleicht eine bessere Chance, mit den langen Reisezeiten, die eher Jahrtausende andauern werden, klarzukommen. Doch diese Wesen werden sich von uns unterscheiden. Meine Phantasie reicht im Augenblick leider nicht aus, mir sie vorstellen zu können. Ich weiß auch nicht, ob sie überhaupt spannende Geschichten erleben werden. Daher habe ich mich mit den derzeitigen Schlüsseltechnologien und der näheren Zukunft beschäftigt. Dabei habe ich festgestellt, dass wir in der wahrscheinlich spannendsten Zeit der Menschheitsgeschichte leben. Das irrsinnige Bevölkerungswachstum, das jetzt seit einem Jahrhundert andauert und nach heutigen Kenntnissen noch ein weiteres Jahrhundert anhält, verändert die Welt so rasant, dass einem schwindelig werden kann.

Bei der Recherche sind mir gleich mehrere Ideen für spannende Science Fiction-Geschichten eingefallen. Die erste und aus meiner Sicht einfachste Geschichte habe ich bereits im September letzten Jahres angefangen. Ich wurde jedoch unterbrochen von zwei Reisen durch Brasilien und nach Bolivien. Die Reisen waren eher anstrengend und nervenaufreibend statt erholsam. Ich habe die Entfernungen und die Straßenverhältnisse auf diesem Kontinent einfach unterschätzt. Für die 3.000 Kilometer von Brasilia nach La Paz in Bolivien habe ich sieben Tage benötigt, und dabei bin ich immer von Tagesanfang bis Ende gefahren. Die Reisen waren eher hektische Aktionen, die ich so nicht wieder machen werde.

Die Reiseeindrücke konnte ich jedoch prima in meine Geschichte einbauen, die ich dann von Dezember bis Ende Februar geschrieben habe. Es sollte eigentlich eine Kurzgeschichte von maximal 40 Seiten werden. Sie ist dann doch 140 Seiten lang geworden. Seit Anfang März bin ich dabei, die Geschichte ins Englische zu übersetzen. Derzeit bin ich auf Seite 75 angekommen.

Suchbild

Widerspruch

Irgendetwas an diesem Bild ist äußerst widersprüchlich. Könnt ihr mir folgen?

Was wollt ihr sein? Touristen oder Reisende?

Was ist Urlaub? Volkswirtschaftlich gesehen dient der Urlaub wie die Freizeit im Allgemeinen zur Wiederherstellung der Arbeitskraft. Denn die Arbeit soll der Mittelpunkt unseres Lebens sein. Sie dient der Erhaltung der Existenz, sie ist sinnstiftend und sie ist der Ort, an dem man seine Kreativität und Leistungsfähigkeit ausleben soll. Eine moderne Volkswirtschaft im Rahmen unserer globalisierten Welt ist erfolgreich, wenn ein Großteil ihrer Mitglieder diese Weltsicht teilt.

Zur Wiederherstellung der Arbeitskraft reicht es eigentlich aus, wenn man sich ein Bier aufmacht und einen halben Tag lang im Garten oder im Park den Vögeln beim Zwitschern zuhört. Wenn man intensiv mit seinen Kindern spielt, ausgedehnte Spaziergänge macht oder den ganzen Tag Videospiele zockt. Hauptsache man denkt nicht an die Arbeit und schaltet einmal richtig ab. Im Idealfall ist man am Ende des Urlaubs so sehr von seinen Lieblingsbeschäftigungen gelangweilt, dass man wieder richtig Lust auf die Arbeit hat.

Aufgrund der Begrenztheit der Urlaubszeit und der Freiheit, diese Zeit selber und individuell gestalten zu können, ist Urlaub jedoch auch die wertvollste Zeit im Leben. Wertvolle Zeit verschwendet man nicht einfach damit, seinen Fingernägeln beim Wachsen zuzuschauen. Diese Zeit soll besonders intensiv sein. Sie soll die schönste Zeit im Jahr sein. Sie soll den Horizont erweitern. Sie soll bleibende Eindrücke hinterlassen. Sie soll im absoluten Kontrast zum eintönigen Alltag stehen. Im besten Fall sollen diese Eindrücke die Mitmenschen auch noch beeindrucken. „Was hast du so im Urlaub gemacht?“ – „Oh, ich war Tauchen, Kiten, Mountainbike fahren, Klettern und Fallschirmspringen. Alles auf einmal. Willst du Fotos sehen?“

Fernreisen sind eine weitere ideale Möglichkeit, die Intensität der Urlaubszeit zu steigern. Diese Welt ist so riesig und unsere Zeit so begrenzt, dass es einem Lebenswerk gliche, wollte man alle Länder dieser Welt bereisen. Doch was macht man in der kurzen Zeit in der Fremde? Schließlich ist alles fremd, man spricht die Sprache nicht und findet sich nicht zurecht. Genau, man bereitet sich vor. Wofür gibt es schließlich Reiseführer, Reisedokumentationen und Sprachkurse? Und so reist man von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, trifft dabei Seinesgleichen, kauft Andenken und setzt bei den Selfies vor den Natur- und Kulturdenkmälern sein attraktivstes Kameralächeln auf. Im Restaurant sagt man brav „Guten Tag“, „Dankeschön“ und „Auf Wiedersehen“ in der fremden Sprache, so wie man es im Sprachführer gelernt hat. Und dann fliegt man wieder nach Hause und kann sagen: „Australien, da war ich auch schon einmal. Schönes Land, aber ganz schön teuer.“

Doch was bleibt wirklich? Sind es wirklich die ganzen Bilder von den Orten, die man zuvor in Büchern und im Fernsehen gesehen hat und die man am eigenen Leib erfahren hat? Ich bitte euch, an eine beliebige Fernreise zurückzudenken und euch an die intensivste Erfahrung zu erinnern. Was hat euch wirklich beeindruckt? Das, was ihr erwartet habt, was ihr geplant habt? Oder etwas völlig Fremdes? Etwas, mit dem ihr nicht gerechnet habt, z.B. ein seltsamer Tierlaut, ein völlig überraschender Geschmack oder Geruch, die Stille in der Steppe, ein Sternenhimmel ohne Lichtverschmutzung, eine herzliche Begegnung mit einem fremden Menschen?

Stellt euch bitte einmal vor, die wertvolle Zeit ist im Überfluss vorhanden und ihr könnt euch von dem Zwang lösen, nichts verpassen zu dürfen. Dann legt den Reiseführer und die Kamera beiseite, besorgt euch ein Auto und fahrt durch die Gegend. Das Ziel kann völlig banal sein, z.B. immer in eine Himmelsrichtung oder an einen weit entfernten Ort, an dem ihr noch nie wart. Dann entdeckt ihr magische Orte und lernt fremde Menschen kennen. Plötzlich seid ihr keine Touristen mehr, keine Dollarzeichen in den Augen der Menschen, deren Heimat ihr besucht. Dann seid ihr für die fremden Menschen genauso exotisch wie diese für euch sind. Erst dann können echte Begegnungen und ein echter Austausch stattfinden. Wenn ihr soweit seid, dann seid ihr Reisende, aufgeschlossen für das Fremde und Botschafter der eigenen Kultur.

Was mache ich hier eigentlich?

Ich blicke in den sternenklaren Nachthimmel und frage mich: Was mache ich hier eigentlich? Warum bin ich hier? Was um alles in der Welt hat dazu geführt, dass ich jetzt hier sitze und das Kreuz des Südens am Himmel suche?

Constellation Crux

„Constellation Crux“ von Till Credner – Eigenes Werk: AlltheSky.com. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Constellation_Crux.jpg#/media/File:Constellation_Crux.jpg

Einfach ausgedrückt lautet die Antwort: Weil ich Angst habe, etwas zu verpassen. Kompliziert ausgedrückt: Um handlungsfähig zu bleiben, kommt irgendwann jeder Mensch an den Punkt, seinen Glauben zu einem Wissen zu überhöhen.

Wissen und Glauben sind für mich zwei grundsätzlich unterschiedliche Begriffe. Glaube fängt da an, wo Wissen aufhört. Wissen ist objektivierbar, was naturwissenschaftlich so viel bedeutet, dass es so lange für alle Menschen gültig ist, bis jemand es widerlegt. Glaube hingegen ist immer subjektiv. Was wir nicht wissen, müssen wir glauben. Damit ist der Glaube ein grundlegender Teil unseres Lebens. Jeder Versuch jedoch, Glauben als objektives Wissen zu überhöhen, scheitert kläglich an der Definition von Wissenschaft.

Venus, Jupiter und Saturn gab es schon lange, bevor wir wussten, dass sie Planeten sind. Sie waren für unsere antiken Vorfahren Götter, weil sie keine andere Erklärung für die Himmelsgestirne hatten. Wenn wir etwas nicht wissen, dann malen wir uns die weißen Stellen in unserer Wissenslandkarte einfach bunt. Mit unserem heutigen Wissen belächeln wir die religiösen Vorstellungen der Griechen und Römer. Wer weiß, vielleicht erfindet in nächster Zukunft jemand die Unsterblichkeit. Dann belächeln unsere Nachfahren unsere heutigen Versuche, den Tod mit Jenseits, Wiedergeburt oder Erlösung und Übergang ins Paradies zu glorifzieren, um diesem abrupten und völlig asozialem Ende der individuellen Existenz den Schrecken zu rauben.Vielleicht werden diese Menschen dann eher besorgt sein um das Überleben der Menschheit als Ganzes. Einer Frage, der wir uns heutzutage viel intensiver zuwenden würden, wären wir vernunftgesteuerte Wesen. Doch soweit sind wir noch nicht. Und so muss sich jeder Mensch selbst die Frage stellen, was er mit seiner begrenzten Lebenszeit anfängt.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Leben im Allgemeinen und Besonderen etwas Wunderbares ist. Wenn ich nachts in den Sternenhimmel sehe, weiß ich, dass es dort unglaublich viel lebensfeindliche Leere und Kälte, tödliche Strahlung und Hitze sowie unvorstellbare Gezeitenkräfte gibt. Das Universum ist zu einem überwätligenden Teil ein verdammt unwirtlicher Ort für Leben auf Basis von flüssigem Wasser und Eiweißmolekülen. Noch erstaunlicher ist, dass sich diese Moleküle überhaupt soweit organisieren konnten, dass nun ein Fleischklopps aus an sich toter Materie ein Bewusstsein hat und mit diesem Bewusstsein die Sterne und die eigene Einzigartigkeit erkennen kann. Das ist ein Wunder. Ob dieses Wunder einen Sinn hat, darüber lässt sich streiten. Ein einziger kosmischer Zufall wie ein großer Asteroid mit einem Durchmesser von nur 10 bis 20 Kilometer oder das Ausbrechen eines Supervulkans könnten bereits in naher Zukunft alles Leben auf der Erde vernichten. In circa 3-4 Milliarden Jahren ist es eh soweit. Ab dann geht unserer Sonne der Brennstoff für die Fusion von Wasserstoff zu Helium aus und sie wandelt sich zu einem roten Riesen, wobei die Erde von ihr verschluckt wird. Spätestens zu dieser Zeit gibt es auf der Erde keine Wesen mehr, die nach dem Sinn des Lebens fragen könnten. Astronomie und Geologie können sehr desillusionierend sein.

Doch wenn man das Leben beobachtet und seine Entwicklung über die Zeitalter betrachtet, dann kann man ein gemeinsames Ziel des Lebens erkennen: die Eroberung von Lebensraum. Wir sind die ersten Lebewesen auf diesem Planeten, welche die Begrenztheit des Lebensraumes und der Lebenszeit auf der Erde erkannt haben. Wenn es einen Sinn der Entwicklung unseres Bewusstseins und unseres logischen Denkens gibt, dann der, dass wir unsere Fähigkeiten einsetzen, um nach Möglichkeiten zu suchen, das Leben auf andere Planeten auszuweiten. Das ist mein Credo. Das Leben ist ein einzigartiges Wunder. Es zu erhalten und auszuweiten ist der Sinn allen Lebens. Anstatt in Nationalismus und Territorialkämpfe um den für eine wachsende Bevölkerung immer kleiner werdenden Lebensraum zu verfallen, sollten wir uns um das große Ziel bemühen, auch wenn es noch so unerreichbar scheint: die Erforschung des Weltraums und die Suche nach bewohnbarem Lebensraum.

Und was ist nun mein Rückschluss aus dieser Erkenntnis auf meine eigene kleine Existenz? Nun, weil das individuelle Leben begrenzt ist, ist es so wertvoll. Wenn es keinen tieferen Sinn, keinen Schöpfer, keine Vorbestimmung und keinen allgemeingültigen Glauben an sich gibt, dann bleibt es jedem von uns Einzelnen selbst überlassen, was er oder sie daraus macht. Man kann sein Leben und seine Zukunft selbst bestimmen oder sich und seine Rolle in der Gesellschaft von anderen definieren lassen. Man kann günstige Gelegenheit ergreifen oder darüber klagen, dass man das ganze Leben nie eine wirkliche Chance bekommen hat. Man kann die Intensität des Lebens erfahren, in dem man ein Risiko eingeht, oder man kann sich in die Sicherheit des Alltags flüchten – in der irrigen Hoffnung, das alles bleibt wie es ist. In dem Augenblick, in dem wir eine Entscheidung treffen – oder auch keine -, die unsere Zukunft beeinflusst, erhöhen wir unseren Glauben zu einem Quasi-Wissen. Denn niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. Das ist der Gund, warum ich hier bin. Ich habe die Entscheidung getroffen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und mehr über die Welt und mich zu erfahren sowie darüber zu schreiben. Keine Ahnung, wohin das führt. Doch ich bin mir so sicher das Richtige zu tun, dass meine Zweifel sich stetig und in fortschreitendem Maße in kleine Logikwölkchen auflösen.

Keine Schlüssel mehr

Schluss mit Schluessel

Normalerweise checke ich drei Dinge, wenn ich aus dem Haus gehe: Portemonnaie in der Jacke, Handy in der linken, Schlüssel in der rechten Hosentasche. Jetzt, eine Stunde vor Abfahrt nach Frankfurt, ist die rechte Hosentasche leer. Mein imposanter Schlüsselbund mit Schlüsseln und Transpondern für Zuhause, für die Firma, fürs Auto und fürs Motorrad ist auf Null geschrumpft. Ein sehr erleichterndes Gefühl.

Abschiede, Versöhnungen und Abrechnungen

Wenn man für drei Jahre ins ferne Ausland geht, dann erfährt man die eine oder andere traurige Abschiedsszene. Auch Versöhnungen mit Menschen, mit denen man sich in der letzten Zeit nicht so gut verstanden hat, finden statt. Heute hatte ich jedoch eine richtige Abrechnung:

Bei wunderschönem Frühlingswetter jogge ich in der Morgensonne mit unserem Hund Loukas durch die Felder um Lammersdorf. Von weitem sehe ich diesen fürchterlichen Hundebesitzer, der seine vier ausgewachsenen Schäferhunde an der kurzen Leine spazieren führt. Für gewöhnlich blökt er bereits von Weitem andere Hundebesitzer an, sie sollen ihre Hunde auch anleinen. Warum, ist mir schleierhaft. Hat er Angst, dass seine Hunde mit ihm an der Leine den Acker durchpflügen? Oder glaubt er, dass ein 13-Kilo-Hündchen seine Schäferhunde angreift?

Ich laufe also in seine Richtung, während Loukas 100 Meter hinter mir bummelt. In ca. 200 Meter Entfernung bleibt er stehen und beobachtet mich. Ich laufe weiter. Bei 100 Metern fängt er an mir zuzurufen, dass ich meinen Hund anleinen solle. Ich laufe weiter. Einen Meter vor ihm komme ich zum Stehen, so dass mich seine Hunde, die absolut friedlich und menschenfreundlich sind, schwanzwedelnd an mir hochspringen und mir die Hände ablecken. Damit hat er nicht gerechnet. Dann frage ich ihn, warum er sich nicht ein Hobby sucht, das er auch beherrscht. Völlig perplex starrt er mich an und murmelt etwas, dass so klingt wie: „Mein Hund könnte ja auf ihn zulaufen.“ In diesem Moment läuft Loukas einfach an uns vorbei. Ich frage ihn noch, warum er als Hundebesitzer Angst vor anderen Hunden hat, doch da läuft er auch schon mit seinen vier bemitleidenswerten Vierbeinern weiter.

Mann, das hat gut getan!