Leben wie ein Caboclo

Caboclos – so nennen sich die Mischlinge aus Indigenen und Europäern, welche die Ufer des Amazonas und seiner Nebenflüsse bewohnen. Zusammen mit den anderen, nicht-indigenen Flussbewohnern bilden sie die Bevölkerungsgruppe der Ribeirinhos (Uferbewohner).

Unsere Prüfung beinhaltete, dass wir mit einem dieser Caboclos und seinem Boot vier Tage den Rio Negro und seine Nebenarme befahren und gemeinsam mit ihm und anderen Uferbewohnern leben sollten. Vier Tage, das klingt kurz. Vier Tage können aber auch sehr lang sein, wenn man fehlende sanitäre Einrichtungen, Insektenbisse sowie die unglaubliche Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit am Amazonas, welche dafür sorgen, dass man selbst nachts in seinem eigenen Schweiß badet, berücksichtigt.

Die erste Sonderprüfung bestand aus einer nächtlichen, 10-stündigen Bootsfahrt vom Porto Sao Raimundo in Manaus nach Novo Airao, wo wir unseren Reiseführer treffen sollten. Wir hätten natürlich auch die Straße mit einem kaum teureren Taxi oder einem gleich teuren Bus nehmen können, welche für die Strecke gerade einmal zwei Stunden benötigen. Doch das wäre unsportlich gewesen.

Die Ribeirinhos ziehen das Schiff dem Bus vor, weil sie zum einen den Straßen misstrauen und zum anderen die Nacht auf dem Schiff schlafen und tagsüber ihre Geschäfte in Manaus erledigen können. Für uns Touristen, die eher klimaanlagengekühlte Hotelzimmer gewohnt sind, verlief die Nacht in der Hängematte eher unkomfortabel und schlaflos.

Ziemlich gerädert kamen wir am Morgen in Novo Airao an und trafen dort unseren Reiseführer Vermelhinho („Vermelhinho“ ist die Verkleinerungsform von „Vermelho“ – „Rot“ und bedeutet daher so viel wie „Rötchen“).

vermelhinho

Dieser hatte sich einen Monat zuvor mit der Kettensäge ins Knie gesägt und dabei sein Kreuzband durchtrennt sowie Teile der Kniescheibe weggefräst. Doch Indianer kennen keinen Schmerz und deren Abkömmlinge sowieso nicht. Daher humpelte er selbst mit Gepäck und auf Flip-Flops ziemlich tapfer durch die Gegend und war dabei nicht selten schneller als unserer Touristengruppe.

Mit seinem Schnellboot, das an die 40 km/h schnell war, brausten wir dann in einer Tagesreise den Rio Negro, den Rio Jaú und den Rio Carabinani hinauf, um unsere Hängematten bei zwei Caboclo-Brüdern im Urwald an die Bäume zu knüpfen.

Caboclos leben spartanisch, sehr spartanisch. Geschlafen wird in Hängematten, das Geschäft wird im Wald erledigt und morgens, mittags und abends gibt es Fisch zum Essen.

In den Folgetagen waren verschiedene Foto-Safaris mit dem Boot und zu Fuß geplant. Doch das ist eine andere Geschichte.

Fortsetzung folgt…

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