Mein erster Tag auf der Straße. Ich bin um 11 Uhr losgekommen und bis 17 Uhr gefahren. In dieser Zeit bin ich 450 Kilometer weit gekommen. Gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich maximal 85 km/h gefahren bin. Bei dieser Geschwindigkeit tuckert der Diesel mit 2.600 Umdrehungen so vor sich hin. Die Schleicherei hat mehrere Vorteile: Ich verbrauche gerade einmal 11 Liter trotz der Dachzeltes. Das Fahren ist relativ stressfrei, und ich halte mich annähernd an die maximale Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Damit bin ich bis auf diejenigen, die nicht schneller können, der einzige.
Im Vergleich zu unserem alten Bus ist der Fahrkomfort um ein Vielfaches höher. Es ist leise im Auto. Man kann Musik und Hörbücher hören. Die Klimaanlage sorgt für eine angenehme Temperatur. Am Berg und beim Überholen ist ausreichend Motorleistung verfügbar.
Ich fahre endlose gerade Strecken entlang der BR-20, einer der Hauptverkehrsadern des Landes. Wenn man einmal 400 Kilometer am Stück geradeaus gefahren ist, dann weiß man, was Eintönigkeit ist. Der Verkehr ist erstaunlich gering und die Straßen erstaunlich gut. Auf dem ersten Teil der Strecke erinnerte die Landschaft an die Chapada dos Veadeiros: tiefe Täler und erodierte Hügelketten. An manchen Stellen ging es bis auf 400 Höhenmeter hinunter. Als ich mittags Pause machen wollte, wollte der Hund gar nicht aus dem Auto, weil der Temperaturunterschied zwischen Auto und Umwelt 20 Grad betrug.
Gegen Abend ging es dann wieder auf 900 Höhenmeter hoch. Die Landschaft änderte sich vollkommen zu einer Hochebene, die nach 250 Kilometer Fahrt noch immer kein Ende gefunden hat. Landwirtschaftliche Großbetriebe und endlose Anbauflächen, soweit das Auge reicht. Ich fuhr von der Straße ab auf einen Sandweg. Nach ein paar Kilometer bog ich auf einen Feldweg ab und legte noch einmal mehrere Kilometer zurück. Als ich den Wagen abstellte, war ich überwältigt von der Weite und der Stille, die mich an die Steppe in Kasachstan erinnerte. Mit einem Mal wusste ich wieder, warum ich reiste. Der Eindruck der Steppe ist unvergleichbar mit allem, was man in Westeuropa erfahren kann.
Auf den ersten Blick erschien mein Übernachtungsort vollkommen ausgestorben. Nach kurzer Zeit kamen dann jedoch kleine Fliegen und Mücken, die sich jedoch mit einer Anti-Mücken-Kerze vertreiben ließen. Am Wegesrand erschienen einige Käuzchen, die tagsüber in Erdlöchern leben und nachts Motten jagen. Ich war so überwältigt von dem Szenario, dass ich mehrere Stunden auf der ausgeklappten Heckablage saß und die vom Halbmond erhellte Gegend genoss. Belohnt wurde meine Geduld mit dem Vorbeifliegen einer großen Eule im Abstand von gerade einmal fünf Metern.
Am nächsten Tag war es nach Sonnenaufgang leider mit der Idylle vorbei. Ich wurde von Fliegen belagert und musste zügig das Feld räumen. Auf dem Rückweg zu Straße kreuzte ein Steppenwolf die Fahrbahn. Nun stehe ich in einem kleinen Waldstück im Schatten und gönne dem Hund und mir eine kleine Pause.
Armer Loukas……..20 Grad Unterschied…..warum haste die Heizung denn so hoch stehen?