Das Pantanal ist so, wie man sich den Amazonas vorstellt

Kaiman (Jacaré) am Rio Miranda im Pantanal, Foto: Sylvia Montag

Das Pantanal ist so, wie man sich den Amazonas vorstellt. Das sagt man hier so, weil man im Pantanal angeblich die Tiere sieht, die dem gemeinen Besucher am Amazonas verborgen bleiben. Grund für Letzteres soll sein, dass sich die Tiere dort eher im Wald und an den kleinen Nebenflüssen aufhalten als an dem riesigen Amazonas-Fluss. Ob das wirklich so ist, werde ich im Oktober prüfen können. Zum Pantanal möchte ich selbstbewusst behaupten, dass es zurecht UNESCO-Weltnaturerbe ist. Es ist einer der Biodiversitäts-Hotspots dieses Planeten und obwohl wir nur zwei Tage im Kerngebiet waren, hat mich das Naturerlebnis regelrecht umgehauen. Übrigens: Laut Wikipedia ist das Pantanal (portugiesisch für Sumpf) mit einer Fläche von etwa 230.000 Quadratkilometern fast genauso groß wie die Bundesrepublik Deutschland vor der Wiedervereinigung. Damit ist es eines der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde.

„Bestimmt ganz schön mückig und heiß“, assoziert der Laie richtig. Mitte Juli aber, also im tiefsten Winter und damit in der Trockenzeit, ist das Klima mit rund 25 Grad am Tage großartig und die Mückenplage kaum größer als an einem Sommertag am Baggersee in Moers-Scherpenberg. Am besagten Baggersee gibt es jedoch keine Kaimane, Jaguare oder Capybaras. Es gibt auch keine wilden Aras, Affen, Ameisenbären oder Riesenstörche mit dem lustigen Namen Tuiuiu.

Abgesehen von dem Jaguar hab ich alle diese Tiere gesehen. Teilweise sehr, sehr, sehr nah…

Während mich die Aras in Freiheit am meisten berührt haben und mir bei den Alligatoren der Atem stockte, bin ich ein echter Fan der Capybaras geworden. Die sehen nicht nur aus wie Riesenmeerschweinchen, sie gehören tatsächlich zu ihrer Famile. Nur eben dass sie bis zu 70 Kilogramm schwer werden und damit die größten Nagetiere der Welt sein sollen. Knuffig, oder?

Riesenmerschweinchen (Capybaras) am Rio Miranda im Pantanal, Foto: Sylvia Montag

Darüber lachen Brasilianer, wenn sie an Deutschland denken

Manolo war in einer Bar in Deutschland und bestellte ein Bier, doch der Kellner verstand ihn nicht. Daher wurde er sauer und beschimpfte den Kellner. Doch dieser hatte ihn verstanden!

Weissfüder

Der Witz funktioniert natürlich nur, wenn man weiß, was „Vai se fuder!“ auf Deutsch bedeutet.

Worüber Brasilianer übrigens nicht lachen können, ist, wenn man „sete a um“ oder auf Deutsche „sieben zu eins“ sagt. Dieser Ausdruck ist in Brasilien zum geflügelten Wort für eine totale Niederlage geworden.

Ameisen vs Termiten

Der Cerrado ist voll von Ameisen und Termiten. Seit einem Jahr frage ich mich, ob es auch zu Auseinandersetzungen in diesem Mikrokosmos gibt. Die Bilder beantworten diese Frage. Die Termiten werden von den Ameisen regelrecht geerntet.

Neulich beim Portugiesisch-Unterricht

Seit einiger Zeit treffe ich mich zweimal pro Woche mit unserer Nachbarin Irene, um beim Wandern durch den Cerrado mein Portugiesisch zu verbessern. Der Name Irene klingt zwar urdeutsch, sie ist aber durch und durch Brasilianerin.

Heute haben wir zufällig eine Kolonie von Raupen am Fuße eines Baumes entdeckt.

Der Name dieser süßen Krabbeltierchen lautet „Taturana gatinho“. Wenn man mit ihnen in Berührung kommt, sind sie jedoch gar nicht mehr so süß. Ihr Gift kann Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Lymphknotenschwellungen und in einigen Fällen auch Atemnot oder einen Schlaganfall zur Folge haben.

Lasiodora parahybana

Oder auch „Brasilianische Riesenvogelspinne“. Kommt eigentlich eher an der Ostküste Brasiliens vor.

Wenn man so gut wie nichts über Vogelspinnen weiß, dann begegnet man ihnen in freier Wildbahn mit gehörigem Respekt. Vor allem, wenn sie nicht vor einem fliehen, sondern sich aufstellen und selbstbewusst drohen.

Doch sämtliche Vogelspinnenarten sind für den Menschen ungefährlich. Ihr Biss kann zwar schmerzhaft sein, da die Beißklauen eine Länge von 12 Millimetern erreichen können, doch er ist ungiftig. Die Brasilianische Riesenvogelspinne besitzt zudem über Brennhaare, die sie abwerfen kann und die einen starken Juckreiz hervorrufen können.

Mehr: http://www.vogelspinnen-info.de/lasiodora-parahybana/

Dinner for One

Ich wollte schon immer wissen, wie ein Engländer auf „Dinner for One“ reagiert. Mein letztes Silvester habe ich mit einem Engländer verbracht. Nicht mit irgendeinem, sondern mit unserem Nachbarn Jamie – ein Typ, als käme er aus einem Guy Ritchie-Film.

Jamie

Die Frage ist nun:

  1. Lacht er sich kaputt?
  2. Findet er die Sendung langweilig?
  3. Erkennt er seinen Großvater in dem Darsteller, der den Butler James spielt, und tanzt er dann auf dem Tisch, weil er erst jetzt erfährt, dass sein Großvater seit Jahrzehnten eine Berühmtheit in Deutschland ist?

Neues aus der Regenzeit

Zur Aufheiterung mal wieder etwas Spektakuläres. Monsterfrösche aus dem Regenwald:

Monsterschrecken, die kleine Kinder fressen könnten:

Und dann diese brasilianische Variante des Underbergs:

Zuhause ist es immer noch am schönsten

Nach einer Übernachtung in einem Hotel in Sucre und der Organisation eines Attests bei einem Tierarzt über die offensichtliche Gesundheit unseres Hundes für die Einreise nach Brasilien machten wir uns weiter auf den Weg in Richtung Santa Cruz de la Sierra. Sucre ist die Hauptstadt und Santa Cruz mit etwas mehr als einer Millionen Einwohnern die größte Stadt Boliviens. Die Orte sind circa 400 Kilometer voneinander entfernt, so dass man meinen könnte, es gäbe regen Austausch zwischen beiden. Doch die schottrigen Passstraßen sprechen eine andere Sprache. Die improvisierte Auspuffhalterung brauchte Zuwendung und wir zerstörten uns das Glas eines Scheinwerfers.

Auspuffhalterung verloren

Da wir aufgrund der Straßenverhältnisse bis zur Dunkelheit keine 300 Kilometer vorankamen, übernachteten wir neben der Straße in einem Kakteenfeld auf 1.400 Höhenmetern. 1.400 Höhenmeter: Das bedeutete keine geschwollenen Schleimhäute, keine Kopfschmerzen und kein Frieren beim Aufstehen.

In Santa Cruz übernachteten wir wieder in einem Hotel und brachten am Sonntagmorgen Sylvia zum Flughafen. Aus Scherz sagte ich zu Sylvia, dass wie durch ein Wunder die Straße entgegen der Informationen aus Wikipedia bis zur brasilianischen Grenze geteert sei und wir uns bereits am Montagabend wiedersehen würden.

Gegen späten Vormittag fuhren Katja und ich dann auf die Ruta 4, der südlichen Fernstraße in Richtung Brasilien. Eingereist war ich über die Ruta 10 nördlich von Santa Cruz. Auf dieser Strecke musste ich über 700 Kilometer Schotterpiste fahren. In Erwartung ähnlicher Straßenverhältnisse, waren wir völlig baff, dass die komplette Strecke bis zur Grenze so aussah:

Die offensichtliche veraltete Information aus Wikipedia bewog mich das erste Mal im Leben dazu, einen Wiki-Eintrag zu korrigieren. Allerdings müssen meine Änderungen offenbar noch „gesichtet“ werden, bevor sie allen Nutzern zur Verfügung stehen. Ich frage mich, wer das bei Wikipedia überprüfen will.

Die Grenze nach Brasilien passierten wir bereits am Sonntagabend in der Dunkelheit. Gegen den Formalitätenwahn waren wir gut gerüstet. Wir hatten zu fast allen Tankvorgängen in Bolivien die Rechnungen aufbewahrt, so dass wir nachweisen konnten, immer den dreifach höheren „internationalen“ Preis für den Diesel bezahlt zu haben. Für den Hund hatten wir das aktuelle Gesundheitsattest vom Tierarzt. Doch was war? Auf der bolivianischen Seite schaut man kurz in unser Auto und ließ uns ohne Kontrolle der Pässe passieren. Und auf der brasiliansichen Seite? Nada. Kein einziger Offizieller weit und breit. Wir fuhren einfach durch. Wahrscheinlich war die Policia Federal mal wieder im Streik. Nichts Ungewöhnliches in Brasilien.

Gegen 02.00 Uhr nachts suchten wir uns kurz vor Campo Grande einen Schlafplatz abseits der Straße. Wir hatten am ersten Tag der Rückreise bereits fast die Hälfte der 2.200 Kilometer langen Strecke hinter uns gebracht.

Geweckt durch Hitze und Mücken im brasilianischen Teil des Pantanal machten wir uns recht früh wieder auf den Weg. Katja und ich wechselten uns alle drei bis vier Stunden ab und bretterten, gelockt von einem richtigen Bett und dem Pool hinter unserem Haus, über gute Straßen durch die eintönige Cerrado-Landschaft Richtung Brasilia. Entgegen aller vorherigen Erwartungen kamen wir tatsächlich Montagnacht gegen 01.00 Uhr zuhause an.

Jetzt hängen wir bereits den dritten Tag in den Seilen, kühlen uns im Pool ab und machen einfach nichts. Selbst der Hund bewegt sich kaum von der Stelle.

Auf dem Weg nach Sucre

Nach der Überquerung des Salzsees fuhren wir nach einer kurzen Pause in Uyuni durch die Berge weiter Richtung Sucre, der Hauptstadt von Bolivien. Im Kontrast zu vielen sehr schlechten Straßen in dem Land war der Weg ganz frisch zu einer asphaltierten Landstraße ausgebaut worden. Durch Zufall entdeckten wir ein Thermalbad auf 4.000 Höhenmetern.

Die Nacht verbrachten wir abseits der Landstraße in einer Kiesgrube:

Nacht im Freien

Salar de Uyuni

Der Salar de Uyuni ist mit circa 10.000 Quadratmetern der größte Salzsee der Erde und liegt 3.653 Meter hoch. Trotz dieser extremen Daten habe ich ihn mir größer vorgestellt. Da er umringt ist von teilweise über 5.000 Meter hohen Bergen, sind an jedem Punkt des Sees am Horizont Strukturen zu erkennen und man kann sich nicht verirren.

Vor der Überquerung haben wir zwei Nächte in Tahua, am Fuße eines 5.400 Meter hohen ehemaligen Vulkans übernachtet. Ich war von der Reiserei körperlich und mental am Ende und brauchte eine Verschnaufpause. Am Mittwoch, den 04. November 2015 fuhren wir dann morgens über den Salzsee zunächst zur Isla Incahuasi, einer Vulkaninsel mit uralten Kakteen und geologisch interessanten Formationen.

Dann querten wir den See Richtung Osten bis nach Colchani, einer trostlosen Ortschaft am Rande der Salzpfanne. Zwischendurch hielten wir an, um Fotos zu machen.

Fahrt mit uns die circa 70 Kilometer lange Strecke von der Kakteeninsel bis nach Colchani über den See: