Wieder auf der Straße

Da ist es wieder: das Gefühl, in einer Nussschale auf dem Ozean zu treiben. Ungeschützt sämtlichen Gefahren des Reisens ausgesetzt zu sein. Man gibt Sicherheit auf und erhält dafür Intensität. So einfach geht die Rechnung.

Fast schon etwas lustlos bin ich am Montag aufgebrochen. Noch müde von der letzten Reise und mit einem Auto, das eigentlich noch etwas Wartung benötigt, bin ich um 11.30 Uhr losgefahren. Ich blieb bei meinem Plan und folgte der BR-070. Was für eine abwechslungsreiche Straße! Gut ausgebaute, asphaltierte Abschnitte lösten sich mit Schotterstrecken und Wasserdurchfahrten ab. Bisher bin ich mit meiner Entscheidung sehr zufrieden. Die Schotterstrecken sind gut gewartet, so dass man 80 bis 90 km/h darauf fahren kann.

BR-070

Eine Stunde vor Sonnenuntergang begann ich wie auf meiner letzten Reise mit der Suche nach einem Platz für die Nacht. Ich war in einer Gegend, in der sich entlang der Straße eine kleine Fazenda an die nächste reihte. Aus Erfahrung wusste ich bereits, dass sich solche Orte nicht für gute Standplätze eigneten. Auch ein Abstecher in eine Sandstraße führte nur zu weiteren kleinen Fazendas. Ich war schon fast am Verzweifeln, als ich die Einfahrt in eine große Zuckerrohrplantage wahrnahm. Die dort angebrachten Schilder untersagten die Zufahrt nicht, nur Fischen und Jagen war verboten.

Ich fand einen sehr schönen Platz in der Nähe eines kleinen Tümpels, der sogar Schatten gegen die Morgensonne bot. Schatten, der nicht genutzt wird: Das ist in Brasilien ein echter Indikator für dünne Besiedlung.

Bei meinem Abendspaziergang mit dem Hund nahm ich viele Spuren wahr, die auf etwas größere Tiere hindeuteten. Pumas? Eher nicht. Die Form der Abdrücke war dreizackig.

Spuren im Sand

Ich baute das Dachzelt auf, und um 22.30 Uhr bekam ich dann die Auflösung, als der Hund anfing zu knurren. Aus der Richtung des Zuckerrohrfeldes konnte man ein lautes Rascheln hören. Ich richtete mein Kopflicht aus dem Zelt heraus auf die Stelle, von der das Geräusch kam, und tatsächlich: Aus den schilfartigen Gewächsen kroch in fünf Metern Entfernung ein circa 1,50 Meter langes, schwarzes Tier mit einem langen Rüssel heraus. Ein Ameisenbär! Dieser ließ sich von uns kaum stören und tapste gemächlich weiter entlang des Randes des Feldes. Dann war Ruhe für die ganze Nacht.

3 Gedanken zu „Wieder auf der Straße

  1. Lieber Karsten! Gedanklich Reise ich jetzt schon mit dir und Lukas! …und ich möchte unbedingt auch einen Ameisenbär sehen und noch viel lieber einen Tapir! In totaler Vorfreude und bis Sonntag Katja*

    • Ok. Ich habe außer dem Tapir noch einen Bergpuma, eine Andendohle und einen Pantanlpapagei beim Universum bestellt. Mal sehen, ob es auch liefert.

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