Che Guevara, altes Haus, mit deinen Träumen ist es aus

Es muss irgendwo in dem Dschungel, den ich heute durchkreuzt habe, gewesen sein, wo Ernesto Guevara 1966 bis 1967 versucht hat, mit 44 Kämpfern die Stimmung im Land gegen die Regierung zu kippen und eine Revolution anzuzetteln. Er scheiterte an dem Unwillen der Bauern und Bergarbeiter, an der Gegenwehr des Militärs und an seiner Asthma-Erkrankung. Was will man auch in einem Land, das nachts noch 30 Grad bei 60% relativer Luftfeuchte hat und das man nur mit Klimaanlage ertragen kann?

Ich bin jetzt in einem Hotel in Santa Cruz de la Sierra, mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Boliviens. Neben dem Boliviano ist der amerikanische Dollar offizielles Währungsmittel, das man auch an Geldautomaten beziehen kann. Hätte Che Erfolg gehabt, wäre das Land wahrscheinlich heute genauso arm, jedoch mit einem funktionierenden Gesundheits- und Bildungssystem.

Doch eigentlich weiß ich viel zu wenig über das Land. Was ich jedoch am eigenen Leib erfahren durfte, ist der Zustand der Straßen in dessen Ostteil. Knapp 700 Kilometer bin ich gestern und heute auf Schotter- und Erdpisten gebraust. Dabei sind mir gerade einmal an die 30 Fahrzeuge, Mopeds, Busse, Autos und LKWs, entgegen gekommen. Erst 90 Kilometer vor Santa Cruz bog ich auf eine asphaltierte Straße, die etwas höher frequentiert war.

Der Tag fing an mit der Reparatur des defekten Ölschlauchs. Ich habe keine Fotos von den Coca-Blättern kauenden, teilweise fast zahnlosen Mechanikern gemacht, bei denen ich übernachtet habe. Dafür aber von ihrem Tätigkeitsfeld:

Der jüngste der Schrauber half mir bei der Reparatur und begleitete mich auch zur Immigrationsbehörde, wo ich den Immigrationsstempel in meinem Pass bekam. Jetzt habe ich alle offiziellen Unterlagen beisammen. Dann verabschiedete ich mich und hoppelte zunächst auf einer groben Kiesstraße weiter Richtung Westen. Dabei sah ich sonderbare Fahrzeuge sowie eine sehr eigentümliche Art der Beschäftigungstherapie, dem Schneiden des Grases neben der Fahrbahn mit Macheten. Was für eine Sisyphos-Arbeit.

Auf der dann folgenden kurvigen Dschungelpiste bekam ich sogar so etwas wie Fahrspaß und ließ den Toyota ein wenig fliegen.

Mein Fahrspaß wurde dann klassisch mit einem kaputten Reifen belohnt. Allerdings war nicht meine Fahrweise Grund für den Ausfall, sondern eine gemeine Schraube, die sich in das Gummi gebohrt hatte. Den Platten habe ich dann auf dem schwammigen Untergrund erst bemerkt, als der Reifen schon völlig zerstört war. Die Reifen waren eh schon ziemlich runter. Ich wollte sie erst nach meiner Rückkehr nach Brasilien wechseln. Jetzt muss ich morgen in Santa Cruz auch noch neue Reifen besorgen, wenn ich weiterhin einen funktionierenden Ersatzreifen haben will. Und den will ich haben.

Zum Abschluss noch zwei Videos von einem Überholvorgang, bei dem man tiefes Vertrauen in die geringe Verkehrsdichte und das Ausbleiben des Gegenverkehrs benötigt, sowie von einer der vielen „Zeitmessungen“ bei den unterschiedlichen Fahrprüfungsabschnitten.

4 Gedanken zu „Che Guevara, altes Haus, mit deinen Träumen ist es aus

  1. Grüß Dich Karsten!

    Wenn Du weiter so überholst ist es mit Deinen Träumen vl auch nicht mehr lang hin.

    Beim betrachten des letzten Videos wollte ich zweimal hupen, kam aber nicht dran.

    Viel Spaß noch Euch zwei!

    • Ja, so ist das hier in Bolivien. Da braucht man viel Zeit und Sinn für Humor für die vielen bürokratischen Unsinnigkeiten. Immer schön lächeln und Danke sagen. So kommt man schnell weiter.

    • Manchmal muss man im Leben etwas riskieren. Die Alternative wäre gewesen, 100 Kilometer mit 40 km/h hinter dem LKW im Staub herzuzockeln.

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