Huyana Potosi

Der 6.083 Meter hohe Huyana Potosi liegt nur 25 Kilometer nördlich von La Paz. Man erreicht ihn, indem man El Alto, einen Vorort der Stadt, durchquert und auf den Zonga-Pass fährt, der auf eine Höhe von 4.800 Meter führt.

Dort quartierten wir uns in eine Hütte ein, die für viele Bergsteiger als Ausgangspunkt für die Besteigung dient.

Da Sylvia und Katja nicht auf den Berg wollten bzw. konnten, war mein grober Plan, mich einer Gruppe von Bergsteigern anzuschließen. Tatsächlich trafen wir auf der Hütte vier junge Franzosen, die am Folgetag Richtung Gipfel aufbrechen wollten. Sie hätten mich auch mitgenommen, allerdings hatten sie in La Paz zwei Bergführer angeheuert und deren Richtlinie war, nur jeweils zwei Personen auf einmal zum Gipfel zu führen. Zudem sollte die Tour von etwas weniger als 1.300 Höhenmeter über zwei Tage dauern: Am ersten Tag nachtmittags circa drei Stunden bis zu einer weiteren Hütte auf 5.130 Höhenmeter und dann am Folgetag ab Mitternacht den Rest auf den Gipfel und wieder hinunter bis zum Zonga-Pass. Dieses Vorgehen machte insofern Sinn, da es um diese Jahreszeit nur ganz früh morgens freie Sicht gab. Ab frühen Vormittag hüllte sich der Berg in eine dicke Wolkenschicht.

Meine Gipfelpläne waren also dahin, denn alleine ohne eine Seilschaft wollte ich nicht über Gletscherspalten gehen. Ohne angeseilt zu sein, kann eine nicht tragende Schneebrücke über eine Spalte einen Bergbegeisterten schnell zur Geschichte werden lassen. Doch einmal auf einer Ausgangshöhe von 4.800 Metern wollte ich wenigsten die 5000er-Grenze knacken – eine noch offene Rechnung aus einer nicht vollendeten Bergbesteigung in Kirgistan.

Also brach ich nach einer Nacht im Bettenlager auf der Hütte morgens gegen 8.30 Uhr mit dem Hund in Richtung der zweiten Hütte auf 5.130 Höhenmeter auf, während Sylvia und Katja auf der Hütte am Pass zurückblieben. Ich erreichte die zweite Hütte über einen schneefreien Aufstieg über mehrere Geröllhalden bereits nach eineinhalb Stunden.

Base-Camp für die Gipfelbesteigung

Da es noch früh und ich guter Dinge war, ging ich bis 11.30 Uhr noch weiter über ein Schneefeld auf über 5.500 Meter, immer in der Hoffnung, dass der Nebel aufreißt und den Blick auf den Gipfel und ins Tal freigibt. Doch alles, was ich zu sehen bekam, sah so aus:

Blick vom Huyana Potosi ins Tal

Da ich mich bereits auf dem Gletscher befand und ich von der Höhenluft ziemlich kaputt war, kehrte ich um und erreichte unseren Ausgangspunkt am Pass gegen 13.00 Uhr.

Obwohl ich auf meinem Ausflug nicht ein einziges Mal die Sonne gesehen hatte und den größten Teil im Nebel gelaufen war, blieben mir als Andenken eine verbrannte Unterlippe und ein Sonnenbrand auf der Zunge. Auf der Zunge!

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