Mission erfüllt

Ein 5-stündiger Ausflug im Cerrado mit Abenteuereinlage.

Entdeckungsreise durch den Cerrado

„Cerrado“ nennen die Brasilianer die von der Sonne verstrahlte und vom Regen ausgewaschene Hochebene Südamerikas, in deren Mitte der Plano Piloto thront. Cerrado heißt übersetzt Savanne und wird ausgesprochen – na, wer weiß es noch? – wie „Sehado“. Wikipedia sagt, Savanne sei ein Sammelbegriff für die Vegetationszone zwischen dem tropischen Regenwald und der Wüste. Der Vegetationstyp sei geprägt durch eine geschlossenen Krautschicht und eine eher offene Gehölzschicht, hervorgerufen durch die jahreszeitlich bedingten starken Niederschlagsunterschiede. Damit ist die Gegend hier rund um Brasilia ganz gut beschrieben. Der Unterschied zur „Gegend“ Eifel liegt in der Dimension: Der Cerrado umfasst ein Gebiet von der Größe Alaskas, wie das nachfolgende Bild anschaulich veranschaulichen soll.

Cerrado

Das bedeutet, dass ich Richtung Norden, Süden und Westen jeweils mindestens 1.000 km fahren muss, um der Savanne zu entkommen. Lediglich Richtung Osten sind es nur schlappe 500 km. Doch was erwartet mich dort? Im Nordwesten Regenwald, schwüle Hitze und Mücken so groß wie Tennisbälle. Richtung Osten und Süden stapeln sich die Menschen in Megametropolen. Bleiben „nur“ die weißen Strände im Nordosten sowie der Fluchtweg Richtung Anden. Beides ist ganz schön weit und will geplant sein. Bis dahin muss ich mit der Exploration des Cerrado vorlieb nehmen.

Mehr zum Cerrado kann man bei Wikipedia nachlesen. Ich habe keine Lust, das alles abzutippen. Eine Anmerkung zum Wikipedia-Artikel: Unter Autobahnen verstehe ich mindestens vierspurige Straßen, auf denen keine Fußgänger herumlaufen und auf denen man auch nicht wenden kann. So gesehen gibt es in und um Brasilia keine Autobahnen, sondern nur Landstraßen und Schnellstraßen, die teilweise – insbesondere im Stadtinneren – mehrspurig ausgebaut sind.

Im Wikipedia-Artikel wird auch erwähnt, dass nur ein Prozent der Fläche des Cerrados unter Naturschutz steht. Unser Condominio liegt genau an der Grenze des Schutzgebietes „Área de Proteção Ambiental do Rio São Bartolomeu“. Das bedeutet wiederum, dass man nicht 1.000 km fahren muss, um den Cerrado zu entdecken, sondern ihn direkt vor unserer Haustüre zu Fuß entdecken kann. Irre, oder? Vom Pool direkt auf Safari!

Das ist übrigens der Rio São Bartolomeu:

Rio Sao Bartholomeu

Oben links im Bild erkennt man ein Stahlkabel und ein Führungsseil, welche über den Fluss gespannt sind. Dazu dann nächste Woche mehr, wenn mein Plan aufgeht…

So, jetzt noch eine schicke Galerie mit schönen Bildern, auf denen auch meine Mitentdecker Joyce und Fabio sowie Hunde, Hunde, Hunde zu sehen sind.

Meanwhile in Europe

Good old boys

Jungs, ich vermisse euch!

So einen Vorgarten habe ich mir schon immer gewünscht

Ich liebe die Seca! „Seca“ – so nennen die Brasilianer die Trockenzeit. Der letzte Regen ist vor genau 12 Tagen gefallen. Die Luft ist deutlich trockener geworden, und es weht beständig ein leichter Wind. Die Temperaturen pendeln zwischen 17 Grad nachts und 24 Grad tagsüber. Die Leute hier sagen, es sei kühl, und sie tragen lange Ärmel und Hosen und ziehen sich sogar Strickjacken darüber an. Für Menschen wie Sylvia und mich, die zwei Jahre in der Eifel gelebt haben, ist hier jedoch jeder Tag ein astreiner Sommertag.

Gestern Abend sind wir mit Zelt und Schlafsäcken losgewandert und haben auf einer Anhöhe übernachtet.

Die Bilder und das Video können die Morgenstimmung nur annähernd wiedergeben. Die leichte Realitätsdämpfung in meiner Wahrnehmung, hervorgerufen durch ein wenig zu viel Cachaça am Vorabend, ist nur schwer einzufangen.

Monsterraupen greifen an

Neulich im Urwald…

Was mache ich hier eigentlich?

Ich blicke in den sternenklaren Nachthimmel und frage mich: Was mache ich hier eigentlich? Warum bin ich hier? Was um alles in der Welt hat dazu geführt, dass ich jetzt hier sitze und das Kreuz des Südens am Himmel suche?

Constellation Crux

„Constellation Crux“ von Till Credner – Eigenes Werk: AlltheSky.com. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Constellation_Crux.jpg#/media/File:Constellation_Crux.jpg

Einfach ausgedrückt lautet die Antwort: Weil ich Angst habe, etwas zu verpassen. Kompliziert ausgedrückt: Um handlungsfähig zu bleiben, kommt irgendwann jeder Mensch an den Punkt, seinen Glauben zu einem Wissen zu überhöhen.

Wissen und Glauben sind für mich zwei grundsätzlich unterschiedliche Begriffe. Glaube fängt da an, wo Wissen aufhört. Wissen ist objektivierbar, was naturwissenschaftlich so viel bedeutet, dass es so lange für alle Menschen gültig ist, bis jemand es widerlegt. Glaube hingegen ist immer subjektiv. Was wir nicht wissen, müssen wir glauben. Damit ist der Glaube ein grundlegender Teil unseres Lebens. Jeder Versuch jedoch, Glauben als objektives Wissen zu überhöhen, scheitert kläglich an der Definition von Wissenschaft.

Venus, Jupiter und Saturn gab es schon lange, bevor wir wussten, dass sie Planeten sind. Sie waren für unsere antiken Vorfahren Götter, weil sie keine andere Erklärung für die Himmelsgestirne hatten. Wenn wir etwas nicht wissen, dann malen wir uns die weißen Stellen in unserer Wissenslandkarte einfach bunt. Mit unserem heutigen Wissen belächeln wir die religiösen Vorstellungen der Griechen und Römer. Wer weiß, vielleicht erfindet in nächster Zukunft jemand die Unsterblichkeit. Dann belächeln unsere Nachfahren unsere heutigen Versuche, den Tod mit Jenseits, Wiedergeburt oder Erlösung und Übergang ins Paradies zu glorifzieren, um diesem abrupten und völlig asozialem Ende der individuellen Existenz den Schrecken zu rauben.Vielleicht werden diese Menschen dann eher besorgt sein um das Überleben der Menschheit als Ganzes. Einer Frage, der wir uns heutzutage viel intensiver zuwenden würden, wären wir vernunftgesteuerte Wesen. Doch soweit sind wir noch nicht. Und so muss sich jeder Mensch selbst die Frage stellen, was er mit seiner begrenzten Lebenszeit anfängt.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Leben im Allgemeinen und Besonderen etwas Wunderbares ist. Wenn ich nachts in den Sternenhimmel sehe, weiß ich, dass es dort unglaublich viel lebensfeindliche Leere und Kälte, tödliche Strahlung und Hitze sowie unvorstellbare Gezeitenkräfte gibt. Das Universum ist zu einem überwätligenden Teil ein verdammt unwirtlicher Ort für Leben auf Basis von flüssigem Wasser und Eiweißmolekülen. Noch erstaunlicher ist, dass sich diese Moleküle überhaupt soweit organisieren konnten, dass nun ein Fleischklopps aus an sich toter Materie ein Bewusstsein hat und mit diesem Bewusstsein die Sterne und die eigene Einzigartigkeit erkennen kann. Das ist ein Wunder. Ob dieses Wunder einen Sinn hat, darüber lässt sich streiten. Ein einziger kosmischer Zufall wie ein großer Asteroid mit einem Durchmesser von nur 10 bis 20 Kilometer oder das Ausbrechen eines Supervulkans könnten bereits in naher Zukunft alles Leben auf der Erde vernichten. In circa 3-4 Milliarden Jahren ist es eh soweit. Ab dann geht unserer Sonne der Brennstoff für die Fusion von Wasserstoff zu Helium aus und sie wandelt sich zu einem roten Riesen, wobei die Erde von ihr verschluckt wird. Spätestens zu dieser Zeit gibt es auf der Erde keine Wesen mehr, die nach dem Sinn des Lebens fragen könnten. Astronomie und Geologie können sehr desillusionierend sein.

Doch wenn man das Leben beobachtet und seine Entwicklung über die Zeitalter betrachtet, dann kann man ein gemeinsames Ziel des Lebens erkennen: die Eroberung von Lebensraum. Wir sind die ersten Lebewesen auf diesem Planeten, welche die Begrenztheit des Lebensraumes und der Lebenszeit auf der Erde erkannt haben. Wenn es einen Sinn der Entwicklung unseres Bewusstseins und unseres logischen Denkens gibt, dann der, dass wir unsere Fähigkeiten einsetzen, um nach Möglichkeiten zu suchen, das Leben auf andere Planeten auszuweiten. Das ist mein Credo. Das Leben ist ein einzigartiges Wunder. Es zu erhalten und auszuweiten ist der Sinn allen Lebens. Anstatt in Nationalismus und Territorialkämpfe um den für eine wachsende Bevölkerung immer kleiner werdenden Lebensraum zu verfallen, sollten wir uns um das große Ziel bemühen, auch wenn es noch so unerreichbar scheint: die Erforschung des Weltraums und die Suche nach bewohnbarem Lebensraum.

Und was ist nun mein Rückschluss aus dieser Erkenntnis auf meine eigene kleine Existenz? Nun, weil das individuelle Leben begrenzt ist, ist es so wertvoll. Wenn es keinen tieferen Sinn, keinen Schöpfer, keine Vorbestimmung und keinen allgemeingültigen Glauben an sich gibt, dann bleibt es jedem von uns Einzelnen selbst überlassen, was er oder sie daraus macht. Man kann sein Leben und seine Zukunft selbst bestimmen oder sich und seine Rolle in der Gesellschaft von anderen definieren lassen. Man kann günstige Gelegenheit ergreifen oder darüber klagen, dass man das ganze Leben nie eine wirkliche Chance bekommen hat. Man kann die Intensität des Lebens erfahren, in dem man ein Risiko eingeht, oder man kann sich in die Sicherheit des Alltags flüchten – in der irrigen Hoffnung, das alles bleibt wie es ist. In dem Augenblick, in dem wir eine Entscheidung treffen – oder auch keine -, die unsere Zukunft beeinflusst, erhöhen wir unseren Glauben zu einem Quasi-Wissen. Denn niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. Das ist der Gund, warum ich hier bin. Ich habe die Entscheidung getroffen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und mehr über die Welt und mich zu erfahren sowie darüber zu schreiben. Keine Ahnung, wohin das führt. Doch ich bin mir so sicher das Richtige zu tun, dass meine Zweifel sich stetig und in fortschreitendem Maße in kleine Logikwölkchen auflösen.

Affentheater am Kletterfelsen

Endlich ein Kletterfelsen! 130 Kilometer von unserem Haus entfernt liegt dieses wunderschöne, von Geiern und Affen bewohnte Exemplar:

Klettern Belchior 1Unter GeiernAffenfrauAffenmann

Nach dem Debakel vor zwei Wochen waren wir diesmal erfolgreicher. Zwar war uns auch an diesem Felsen die Vegetation feindlich gesinnt, doch wir fanden den Weg zu den Routen.

Bissiges BrasilienRiesenbrennessel

Auch unser Auto war dieses Mal besser vorbereitet. Wir haben jetzt einen Kocher und Moskitonetze vor den Fenstern.

Kochen und WohnenMosquiteiro

Hier noch ein kleiner Kletterlehrfilm für Kletterunerfahrene.

Achtung! Anleitung für Nicht-Schwindelfreie: Bitte nach dem Starten des Videos den Bildschirm um 90 Grad drehen.

Wer noch nicht genug hat, kann sich eine brasilianische Reportage über den Kletterfelsen auf Youtube ansehen.

Einmal quer durch die Hauptstadt Brasiliens

Ein kleines Filmchen über die Nöte eines Baumarktabhängigen in der Hauptstadt Brasiliens. Während sich bei uns mittlerweile quasi an jeder Ecke ein Supermarkt für Hobbyschrauber manifestiert hat, muss man hier etwas Zeit und Geduld mitbringen, um zum lokalen Werkzeugdealer zu kommen.

Die Fahrt geht über die JK-Brücke und die Hauptachse des Plano Piloto.

Route

Mithilfe modernster Technologie konnte ich die Fahrtzeit von 52 Minuten auf genau ein Sechszehntel reduzieren, damit beim Betrachten keine Langeweile aufkommt.

Mondscheinspaziergang

Mondschein

Der Mond schien heut so helle
Da ging ich auf die Schnelle
Für ein kleines Stündchen
Eine Runde mit dem Hündchen

Wo ich tritt und schritt
Fleuchte hin und her
Der Feierabendverkehr

Auch vor der Schlange
War mir nicht bange

Vor dieser aber dann doch…

Auto ummelden oder Bürokratieerhaltungsmaßnahmen

Wie bereits berichtet, läuft der Autokauf etwas anders ab als bei uns. So auch der Akt der Ummeldung des Fahrzeugs. Zunächst muss man im Voraus sämtliche fällige Gebühren bezahlen wie die Steuer und die Mindestversicherung, die nur Personenschäden abdeckt. Zudem eine Gebühr für den Termin einer Ummeldung. Dies macht man bei einer Bank. Erst dann kann man einen Termin bei der Detran (Departamento de Trânsito) machen.

Anders als bei uns gibt es in Brasilien keinen regelmäßigen TÜV. Doch beim Kauf eines Gebrauchtfahrzeuges muss der Käufer bei der Ummeldung den Wagen bei der Detran vorführen.

inspektion

Das sieht zwar vom Ambiente aus wie eine Hauptuntersuchung, ist es aber nicht. Geprüft werden Fahrgestellnummer und Motornummer sowie die Funktion der lichttechnischen Einrichtungen (Abblendlicht, Fernlicht, Bremslichter, Rückfahrlicht, Blinker). Das war’s.

Danach muss man zwei Etagen höher zur Erledigung des Papierkrams, d.h. Nummer ziehen und warten. Da unser Auto zuletzt im Bundesstaat Goias, der den Destrito Federal umgibt, angemeldet war, fällt eine weitere Gebühr an, die wir erst einmal bei der Bank bezahlen müssen. Da auf den Eingang des Geldes gewartet werden muss, kann ich meine endgültigen Fahrzeugpapiere erst nächten Montag abholen.

strassenverkehrsamt

Immerhin bekomme ich vorläufige Fahrzeugpapiere und kann das Nummernschild ändern lassen. Hierfür müssen wir wieder hinunter in die Garage zum Emplacador.

emplacador

In Brasilien gibt es für jeden Arbeitsteilprozess ein Berufsbild, so auch den Beruf des Emplacadors. Seine Funktion besteht darin, das verplombte Nummernschild abzuschrauben, die Leiste auf dem Nummernschild, die den Bundesstaat angibt, auszutauschen, das Nummernschild zu verplomben und wieder anzuschrauben. Dafür kassiert der Emplacador 20 Reals, die in seine Tasche wandern. Geht doch auch unkompliziert.

verplompt

Wenn wir schon einmal bei der Detran sind, kann Sylvia auch ihre Multas (Geldstrafen für Geschwindigkeitsüberschreitung, Fahren mit Handy etc.) begleichen. Da Sylvia noch vor der Ummeldung ihres Wagens die Verkehrsverstöße verursacht hat, müssen diese zuerst auf ihren Namen überschrieben werden. Hierfür muss der Vorbesitzer ein Formular ausfüllen und unterschreiben sowie eine Kopie seines Führerscheins beilegen. Da die Detran jedoch nur Geschwindigkeitsüberschreitungen andet jedoch nicht die Nutzung des Handys am Steuer, mussten wir noch zu einer anderen Behörde: Departamento de Estradas de Rodagem (abgekürzt DER). Dort findet nun das gleiche Prozedere statt, also zunächst die Umschreibung der Multa auf Sylvias Namen mit Formularausfüllung des Vorbesitzers. Immerhin wird man bei der DER mit aktuellen Actionfilmen im Fernsehen unterhalten.

multaszahlen

Besser man lässt sich nicht erwischen! Es sei denn, man steht auf Jackie-Chan-Filme und hat keinen Fernseher.